Ob im Himalaja, in Russland oder Nordamerika: Seit Jahrtausenden kursieren Geschichten über menschenähnliche, stark behaarte Riesenwesen. Humbug oder Tatsache? Eine Entdeckungsreise.
Winter 1942. Der junge polnisch-britische Soldat Slavomir Rawicz und seine Gefährten stapfen durch den Schnee des Himalaja-Gebirges. Sie haben sich aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft befreit und versuchen, nach Indien zu gelangen. Plötzlich tauchen im Nebel zwei riesige Silhouetten auf. Wie versteinert bleibt die kleine Gruppe stehen und betrachtet mit Schrecken diese wie aus dem Nichts erschienenen Kreaturen. Rawicz blinzelt in den Schneesturm hinein und versucht, mehr von diesen monströsen, über zwei Meter hohen Körpern zu erkennen. „Ihre Köpfe waren quadratisch. Die Schultern fielen steil auf einen kräftigen Oberkörper herab. Die Arme waren lang und die Handgelenke reichten bis zu den Knien“, berichtet er später. Er ist sich sicher: Diese zweibeinigen, massiven und haarigen Wesen sind weder Menschen noch Bären. Für Rawicz handelte es sich eindeutig um Yetis, jene Wesen, um die sich die Legenden ranken.
Überlieferungen gibt es auf der ganzen Welt und sie existieren seit Jahrtausenden. Einer alten Sage des in der Himalaja-Region ansässigen Sherpa-Volkes nach wurde der erste Yeti von einem lüsternen Langur-Affen mit einer bildhübschen Tibeterin gezeugt, die zuvor von einem einsamen und nicht minder lüsternen Chinesen entführt worden war. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere beschrieb seinerseits um das Jahr 77 „äußerst schnelle Geschöpfe“ mit menschenähnlicher Gestalt, die „aufrecht laufen können“ und in den „nach Osten hin liegenden Bergen Indiens“ hausten. Und Alexander der Große soll während seines Indienfeldzuges 326 v. Chr. ebenfalls von einer solchen mysteriösen Kreatur gehört haben. Also beauftragte er die Einheimischen, eine dieser exotischen Kreaturen zu fangen – doch die winkten ab, der Yeti überlebe nur in größten Höhen, wo kaum ein Mensch hingelange.
SS-Chef Heinrich Himmler verlangte es danach, einen Yeti zu besitzen, und Bergsteiger Reinhold Messner glaubt, einen gesehen zu haben. Im April 2019 meldete die indische Armee auf Twitter, 81 mal 38 Zentimeter große Fußspuren des Yeti im Himalaja entdeckt zu haben. Und im Jahr 2022 wollen Menschen einen Yeti sogar weitab des Himalajas gesichtet haben, nämlich im spanischen Skigebiet Formigal in den spanischen Pyrenäen.
Als erstes wichtiges Beweisstück dafür, dass es den Yeti wirklich gibt, galt das Foto eines Fußabdrucks, das 1951 vom britischen Entdecker Eric Shipton gemacht wurde. Das Foto wurde am Menlung-Gletscher auf der Westseite des Mount Everest aufgenommen, an der Grenze zwischen Nepal und Tibet. „Shipton und Michael Ward suchten nach einer alternativen Route auf den Everest, als sie auf diese Abdrücke stießen“, erklärte Yeti- Buchautor Daniel Taylor 2017 in einem Interview mit dem National Geographic Magazin. „Shipton war einer der angesehensten Everest- Erkunder, und wenn er einen Fußabdruck mitbringt, dann ist der auch echt. Das hat nie jemand infrage gestellt. Aber um was handelt es sich? Das Fesselnde an den Fußabdrücken war, dass sie so klar erkennbar sind. Der Schnee war fest, weshalb der Fußabdruck wie eine Art Gipsabdruck aussieht. Außerdem sahen sie wie menschliche Fußabdrücke aus, nur mit einem Daumen. Man hat also den Eindruck eines Primaten, aber gleichzeitig wirkt es auch menschenähnlich. Seine enorme Größe – 33 Zentimeter – deutet auch auf ein stattliches Wesen hin, so eine Art King Kong. Und die Medien haben sich darauf gestürzt.” Das Interesse der Öffentlichkeit am legendären Schneemenschen war riesig, und manch einer zog los, um Beweise für seine Existenz zu finden.
So auch der texanische Abenteurer, Geschäftsmann und Ölbaron Tom Slick, der zuvor schon nach dem Loch-Ness-Monster gesucht hatte. In Nepal waren damals drei Klöster bekannt, in Khumjung, Pangboche und Namche Bazar, wo Überreste von Yetis aufbewahrt wurden. Im Kloster des Dorfes Pangboche soll sich sogar eine mumifizierte Hand eines Yeti befunden haben. Slick hörte 1957, während einer seiner ersten Himalaja- Expeditionen von der „Pangboche-Hand“. (Der amerikanische Ölerbe soll übrigens während seines Aufenthalts im Himalaja als Mittelsmann des US-Geheimdienstes CIA an der Vorbereitung der Flucht des Dalai Lama aus Tibet beteiligt gewesen sein, aber das ist wieder eine andere Geschichte …). Nach Angaben von Mönchen des Pangboche-Klosters hatte der Lama Sangwa Dorje die Hand und einen Yeti-Skalp in das Kloster gebracht. Der Lama sei eines Tages in eine Höhle gegangen, um dort zu meditieren. Dabei sei er auf den Yeti getroffen, der ihn mit Nahrung und Wasser versorgte und zu seinem Schüler wurde. Nach dem Tod des Yetis sei Sangwa mit dessen Überresten ins Kloster zurückgekehrt. Der Skalp und die Hand wurden im Kloster als heilige Reliquien aufbewahrt und regelmäßig im Rahmen eines Fruchtbarkeitsrituals im Dorf hergezeigt.
Die Expedition hatte keinen Erfolg, doch 1958 schickte Slick den irisch-amerikanischen Forscher und Kryptozoologen Peter C. Byrne (1925–2023) nach Pangboche, um weitere Nachforschungen anzustellen. Ein Mönch des Klosters zeigte Byrne die mumifizierte Hand, die, so Byrne, aussah „wie eine große menschliche Hand. Sie war mit verkrusteter schwarzer, rissiger Haut bedeckt.“ Zurück in London traf sich Byrnes mit seinem Geldgeber Slick und dessen Freund, dem bekannten Primatologen Dr. William Osman Hill von der Zoological Society of London, der die Hand unbedingt untersuchen wollte. Doch die Mönche wollten diese nicht hergeben, weil sie glaubten, dann würde ein Unglück das Kloster treffen. Schließlich einigte man sich darauf, dass Byrne versuchen sollte, wenigstens einen mumifizierten Yeti-Finger von den Mönchen zu ergattern und ihnen als Ersatz einen präparierten Finger einer menschlichen Leiche zu überlassen. Nun stimmten die Mönche zu.
Professor Osman Hill erklärte, dass die Knochen von einem unbekannten Hominiden stammten, der mit dem Neandertaler verwandt sein könnte, war sich aber später nicht mehr sicher. Auch weitere Untersuchungen ergaben keine klare Antwort. Der US-Anthropologe George Agogino behauptete 1991, dass die Proben Ähnlichkeiten mit menschlichem Gewebe aufweisen würden, jedoch nicht menschlich seien.
Auch der 1953 durch die Erstbesteigung des Mount Everest selbst zur Legende gewordene Sir Edmund Hillary suchte vergeblich nach dem Yeti. Hillary war auf seinen Expeditionen und Klettertouren im Himalaja- Gebiet mehrfach auf bis zu 43 Zentimeter lange Fußabdrücke und in einem Fall auf seltsame Haare gestoßen und hielt die Existenz des Yetis durchaus für möglich.
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