Die Macht des Wortes

Worte können befreien, verletzen, trösten, anregen, beruhigen, aufrütteln, ermutigen, schmerzen, vermitteln und manchmal sogar heilen, denn sie transportieren Energie. Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir das nächste Mal den Mund aufmachen.

Worte haben großen Einfluss, können Welten erschaffen – ob gedacht, gesprochen oder gelesen.

Am Anfang war das Wort.
Nicht die Macht, nicht das Licht, nein, das Wort. So steht es im Johannesevangelium. Die Völker der Erde betrachteten die Sprache seit jeher als Geschenk der Götter und sie ist das, was uns in besonderer Weise von Tieren und Pflanzen unterscheidet. Worte sind wie das Klanguniversum des Musikers oder die Farbpalette des Künstlers. Mit Worten lässt sich gestalten, modellieren, wir können damit unseren Gefühlen und Gedanken Ausdruck verleihen. Das bedeutet vor allem auch, dass Worte Schöpferkraft haben. Sie stehen stellvertretend für unsere Gedanken und bringen diese in die Materialisierung. Man könnte auch sagen: Gedanken erschaffen und Worte manifestieren. Die Mystiker glaubten, dass jegliche Schöpfung, jeder Ausdruck, jedes Ding bereits irgendwo in der Unendlichkeit existiert und es nur ein aktives Bewusstsein braucht, um sie in sichtbarer Form zu manifestieren. Sprache ist in diesem Sinn ein bewusster Willensausdruck und Worte transportieren immer auch Energie. Der Mensch hat sich dies seit jeher zunutze gemacht; nicht zufälligerweise kannten und kennen alle Kulturen Beschwörungen, Zaubersprüche, Verwünschungen, Flüche, Segnungen, Mantras oder Gebete. Hat der Gedanke an sich schon Kraft, gilt das erst recht für den ausgesprochenen Gedanken, das Wort, und fügen sich dann noch Intention und Gefühl dazu, dann bekommen Worte Flügel. Nicht immer zum Guten, wie wir wissen. Denn haben wir es nicht schon alle erlebt, dass Worte uns zwar erfreuen, ermutigen oder trösten, aber ebenso gut auch verletzen und schmerzen können?

Tatsächlich wirken Worte körperlich. Hier müssen wir uns zunächst in Erinnerung rufen, wie unser eingebauter Supercomputer, das Gehirn, funktioniert. Unser bewusster Verstand kann bis zu zweitausend Bits an Informationen pro Sekunde aufnehmen. Das ist aber gar nichts im Vergleich zur Kapazität unseres sogenannten Unterbewusstseins: Dieses verarbeitet pro Sekunde nämlich bis zu vier Milliarden Bits! Mit anderen Worten: Wir absorbieren und verarbeiten ständig sehr viel mehr, als wir uns bewusst sind. Dabei kann das Gehirn bei den Informationen, die es aufnimmt, nicht unterscheiden, ob diese real, virtuell, symbolisch oder reine Einbildung sind. Die physischen Auswirkungen auf unser Gehirn sind jedoch sehr real. Beispielsweise zeigen Untersuchungen der Gehirne von Probanden mittels bildgebender Verfahren, dass Worte einen Einfluss auf das Schmerzempfinden von Menschen haben. Das Wort „Nein“ beispielsweise bewirkt im Gehirn eine sofortige Ausschüttung von Dutzenden von Stresshormonen und Neurotransmittern. Dasselbe gilt für Wörter, die Angst auslösen können, etwa „Armut“, „Krankheit“ oder „Tod“.

Es spielt dabei keine Rolle, ob wirklich eine reale Bedrohung – also etwa eine lebensgefährliche Situation – vorliegt oder nicht. Unser Gehirn (und somit natürlich auch alle damit verbundenen Körpersysteme) reagiert auf die sich eingebildete oder sich eingeredete Gefahr genau gleich wie auf eine reale, echte Bedrohung. Aus diesem Grund ist auch ständiges negatives Denken, eine pessimistische Geisteshaltung oder das dauernde Nachsinnen über potenziell beängstigende Dinge wie beispielsweise den Klimawandel so verheerend. Denn sie verändern nachhaltig unsere Gehirnstruktur, womit es umso schwieriger wird, sich negative Gedankenmuster wieder abzugewöhnen.

Der Neurowissenschaftler Dr. Andrew Newberg und der Kommunikationsexperte Robert Waldman erklären in ihrem Buch Die Kraft der Mitfühlenden Kommunikation: Wie Worte unser Leben ändern können, dass negative Worte unser Denken einschränken. Sie hindern das Gehirn nämlich daran, Botenstoffe zu produzieren, die für ein gutes Stressmanagement nötig wären. Gleichzeitig nimmt die Aktivität im Angstzentrum (der Amygdala) zu und es werden stresserzeugende Hormone in unsere Blutbahnen gepumpt. In der Folge lässt unsere Fähigkeit, logisch zu denken, beträchtlich nach. Noch schlimmer ist, wenn negative Worte im Ärger gesprochen werden. Dies löst in unserem Hirn sofort eine Flut an Alarmsignalen aus, was uns begriffsstutzig macht und unsere Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, untergräbt.

Umgekehrt stärken positiv besetzte Wörter diese Gehirnareale, wodurch sich unsere Fähigkeit zum logischen Denken verbessert. Zudem aktivieren sich jene Regionen, die für Motivation und sogar für die Motorik verantwortlich sind und uns so sprichwörtlich in Bewegung versetzen. Wir sind dann also handlungsfähig. Doch damit nicht genug. Je nachdem, ob wir vorwiegend negative oder positive Wörter verwenden, verändert sich mit der Zeit die Struktur unseres Thalamus – und damit unsere Wahrnehmung der Realität! Sind wir positiv gestimmt und verleihen diesen Gefühlen auch Ausdruck, nehmen wir die Welt um uns herum und unsere Mitmenschen ebenfalls positiv wahr. Im anderen Fall verzweifeln wir an der Schlechtigkeit der Welt und bestätigen uns stets selbst in dieser Abwärtsspirale, weil wir uns einreden, wir hätten es ja schon immer gewusst.

Doch die Wirkung von Worten ist nicht nur in unserem Gehirn messbar. Newberg und Waldman schreiben: „Ein einziges Wort hat die Macht, die Auswirkung jener Gene zu beeinflussen (Genexpression), die körperlichen und emotionalen Stress regulieren.“ Vielleicht ist das nicht einmal so erstaunlich, zeigen doch neue Forschungen, dass die Funktion unseres Gen-Codes auf derselben Linguistik beruht wie unsere Sprache (siehe Wellengenetik: Haben wir ein Immunsystem aus Licht?). Interessantes förderte auch eine Studie zutage, die anhand von Meridian-Energiemessungen prüfte, ob bestimmte Worte die Körperenergien nachweislich beeinflussen. Im Doppel-Blindversuch wurden sowohl englische wie deutsche Wörter getestet und in der Tat ließen sich signifikante Veränderungen der Leitwerte der Meridiane respektive je nach Wort eine deutliche Erhöhung beziehungsweise Reduktion des Energieniveaus feststellen. Im Deutschen wirkte das Wort „Liebe“ am positivsten, „Hass“ klar negativ und spannenderweise „Frieden“ auch etwas negativ – womöglich, weil man Letzteres häufig unbewusst mit Krieg verbindet? „God“ hatte eine sehr starke positive Wirkung, ebenfalls stark war der Effekt von „Love“. Klar negativ wirkten hingegen „Sin“ (Sünde) und „Guilt“ (Schuld). Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Probanden das jeweilige Wort vom Blatt ablasen oder ob sie einen zusammengefalteten Zettel mit dem darauf notierten Wort (das sie nicht kannten) in der Hand hielten.

Für Therapeuten und Ärzte sind diese Erkenntnisse wichtig, zeigen Studien doch auch, dass Worte so kraftvoll sein können, dass sie beeinflussen, ob sich ein Patient besser oder schlechter von einer Verletzung erholt. Vielleicht erinnern Sie sich auch an den japanischen Forscher Masaru Emoto, der mit seinen Wasserbildern unter anderem auch die energetische Wirkung von Wörtern auf Wasser zeigen konnte1 All diese Studien machen deutlich, dass Worte eben viel mehr sind als nur „heiße“ Luft.

Wenn wir nun also wissen, welche Kraft Worte entfalten können, sollten wir uns auch ein paar Gedanken über unsere eigene Sprachhygiene machen.

Quellenangaben