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Wenn der Glaube krank oder gesund macht

David Seiler | 12. August 2024

Wer glaubt, dass seine Krankheit die Ursache von schlechtem Karma oder gar Gottes Strafe ist, leidet oftmals an stärkeren Schmerzen und schlimmeren Symptomen. Im Umkehrschluss können positive Gedanken und Gefühle Heilung jedoch auch begünstigen.

Kraft der Gedanken

Dieses Phänomen der ‚hausgemachten‘ Verschlimmerung kann bei verschiedenen Krankheiten angetroffen werden, unter anderem auch bei Krebs, chronischen Schmerzen und psychischen Problemen. Es ist mittlerweile erwiesen, dass religiöse und spirituelle Überzeugungen einen positiven Effekt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Jedoch reichen bereits geringfügig negative Gedanken und Gefühle, um Schmerzen und Symptome zu verschlimmern (Nocebo-Effekt).

Dies können zum Beispiel Gedanken sein wie, dass man durch eine höhere Macht bestraft oder verlassen wird, man an schlechtem Karma leidet oder einfach generelle Schuldgefühle. Forscher der Universität Missouri untersuchten die spirituellen Glaubensüberzeugungen von über 200 Patienten, die an chronischen Krankheiten, Krebs, Schädel-Hirn-Traumas und chronischen Schmerzen litten – oder einfach schlicht gesund waren.

Patienten mit „negativen“ Überzeugungen hatten signifikant stärkere Schmerzen und Symptome als Kranke, die „positive“ Vorstellungen hatten. Wie zum Beispiel, dass Gott sie immer liebt oder ihnen ihre Defizite vergibt. Die Forscher gelangten daher zum Schluss, dass das Vermitteln von positiven Überzeugungen einen großen Einfluss auf den Verlauf von Krankheiten und Schmerzen haben kann.

Der Glaube kann heilen

Dass positive Gedanken und Überzeugungen aber auch heilen können, zeigt die folgende Studie, bei der Daten von über 40‘000 Patienten ausgewertet wurden: Krebspatienten mit starkem religiösem oder spirituellem Glauben weisen weniger Symptome auf, können besser mit der Erkrankung umgehen und haben eine bessere Gemütslage als andere. Auch leiden sie an weniger Nebenwirkungen der Chemotherapie.

Dabei war der Glaube an eine göttliche und gütige Kraft ausschlaggebend und nicht etwa soziale Aspekte des Glaubens, wie zum Beispiel das In-die-Kirche-Gehen. Generell waren spirituelle Patienten in einer besseren physischen Verfassung, konnten tägliche Anforderungen besser bewältigen und waren auch weniger ängstlich, verzweifelt oder depressiv. Zudem war ihr soziales Leben ausgeprägter, da sie öfters Familie und Freunde besuchten.

Die Kraft der Gedanken

Normalerweise erfahren Probanden nicht, ob sie das tatsächliche Medikament erhalten, oder nur ein Placebo. Nun haben Wissenschaftler untersucht was passiert, wenn wir schon von vornherein wissen, dass wir das Placebo erhalten und dabei Erstaunliches festgestellt: Das Placebo wirkt auch dann!

In einem Experiment haben Wissenschaftler der Universität Colorado Probanden den Arm mit Heizelementen erwärmt und danach mit vermeintlichem Kühlungsgel behandelt – der aber nichts anderes war als blau eingefärbte Vaseline.

Wenn wir an die Wirkung der Behandlung glauben und auch bereits entsprechende Erfahrungen gemacht haben, dann reagiert unser Gehirn so, als wäre die Behandlung real – auch wenn wir wissentlich ein Placebo nehmen. Unter diesen Bedingungen waren im Experiment jedoch immer vier Behandlungen vonnöten, bis die schmerzlindernde Wirkung des Placebos eintrat. Dies weil wir offensichtlich Zeit brauchen, uns darauf zu konditionieren, an die Wirkung des Placebos zu glauben.

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