Für jeden von uns ist er erst einmal das unfreiwillige Ziel unseres Lebens: Der Tod. Umso tragischer, dass die meisten heutzutage keine Ahnung davon haben, was „danach“ geschieht. Dabei wählen wir auch das Leben im Jenseits mit dem, was wir in diesem Leben tun – oder nicht tun.
Als das Schiff den Eisberg rammt, tanzt die Gesellschaft – oder sie liegt schon im Bett, blättert in einem Buch und denkt an nichts Schlimmes. Selbst als das Schiff sich schon spürbar zur Seite neigt und Schlingerbewegungen macht, schläft die Gesellschaft weiter – oder tanzt und glaubt nicht, dass etwas Ernstes geschehen sein könnte. Als schließlich der Kapitän den Passagieren rät, Schwimmwesten anzuziehen und sich aufs Schlimmste gefasst zu machen, zweifeln sie an seinen Worten. Schließlich gilt dieses kolossale „Schiff der Zukunft“, die Titanic, als unsinkbar. Und so haben eine Stunde nach dem Zusammenprall mit dem Eisberg (der sich um 23.40 Uhr Ortszeit am 14. April 1912 ereignete) die Besatzungsmitglieder noch immer Mühe damit, die Rettungsboote vollzubekommen, weil einige nicht einsehen, weshalb sie das komfortable Schiff verlassen sollten, um in ein ungemütliches Rettungsboot auf offener See zu steigen – zumal in einem viel zu engen Rock, wo es sich doch sowieso nur um irgendeine kindische Übung handeln kann. Erst nach etwa zwei Stunden beginnt das Schiff sicht- und spürbar zu sinken.
Mister D.H. Bishop aus Dowagliac, Michigan, ein geretteter Titanic-Passagier, schilderte es am 19. April 1912 nach seiner Ankunft mit dem Rettungsschiff Carpathia in New York so: „Es war ein schrecklicher Anblick. Die Leute an Bord begriffen jetzt erst, in welcher Gefahr sie schwebten. Als das Vorderschiff sich schneller senkte, sodass die Neigung nun deutlich zu spüren war, liefen mit einem Male sämtliche Passagiere auf allen Decks nach hinten. Es war wie eine Welle.
Wir konnten sehen, wie eine große schwarze Menschenmenge auf dem Zwischendeck zum Heck hindrängte und von da die Absperrungen zu den oberen Decks durchbrach. Wir waren etwa eine Meile entfernt, aber die Nacht war vollkommen klar, und wir konnten alles mit ansehen. Man sah, wie es an Bord immer hektischer wurde, denn die Leute, die aufgeregt hin und her liefen, verdunkelten die Lichter für einen Augenblick, und dann erschienen sie wieder.
Diese Panik dauerte etwa eine Stunde. Dann war es plötzlich, als ob das Schiff aus dem Wasser herausschoss, und es stand aufrecht da. Volle vier Minuten lang stand es so da, im rechten Winkel zum Wasser. Dann glitt es sanft hinab. Kopfüber tauchte es ein, mit immer größerem Tempo, je tiefer es tauchte, sodass das Heck ganz schlagartig verschwand.“
Als das geschah, zeigte die Uhr 2.20 Uhr an.
Den im Wasser treibenden Passagieren nützen weder ihre Schwimmwesten etwas noch die Wrackteile, an denen sie sich verzweifelt festklammern. Die meisten sterben an Unterkühlung und Entkräftung – und weil ihnen einige Besatzungen der Rettungsboote jede Hilfe verweigern. Das ist für den 17-jährigen Jack Thayer, der seine Erlebnisse zu einem Buch verarbeitet hat, eine der schlimmsten Erinnerungen: „Man hörte die Schreie für etwa zwanzig bis dreißig Minuten. Sie wurden schwächer, als einer nach dem anderen der Kälte und der Anstrengung nicht mehr standhalten konnte.“ Um vier Uhr morgens erreicht die RMS Carpathia, ein englisches Passagierschiff der Cunard Linie, die Unglücksstelle. Von den mehr als 2200 Menschen an Bord überleben nur 711 die Katastrophe.
Auch hundert Jahre nach der Titanic-Katastrophe hat diese für die Menschen nichts von ihrer Faszination eingebüßt. James Cameron schuf ihr mit seinem gleichnamigen Film ein Denkmal, das den Überlebenskampf der Unglücklichen ausführlich und höchst dramatisch schildert. Die Titanic ist für viele gleichsam zu einer Metapher für das schlingernde Weltraumschiff „Erde“ geworden, von dem sie wähnen, dass es eines Tages dasselbe düstere Ende nehmen könnte.
Der Tod von William Thomas Stead, einem Anwärter auf den Friedensnobelpreis, war der englischen „Daily Mail“ die Titelseite wert(unten). Seiner Tochter Estelle (o. rechts) berichtete er von seinem „Tod“, bevor dieser amtlich festgestellt war. | |
Unter den Passagieren, die nicht überlebten, war auch William Thomas Stead (5. Juli 1849 – 15. April 1912), ein Pfarrerssohn aus dem englischen Northumberland und der prominenteste und einflussreichste Journalist seiner Zeit. Nicht selten verwendete er seine Artikel für einen moralischen Kreuzzug wie auch zur Propagierung der internationalen Friedensbewegung, weshalb er mehrere Male für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und mit einer Büste im Friedenspalast in Den Haag verewigt wurde. In den 1890er Jahren begann er sich für die unsichtbare Welt zu interessieren und publizierte auch einiges darüber, was ihm beim Massenpublikum jedoch keine Lorbeeren einbrachte.
Im Frühjahr 1912 lud ihn der damalige US-Präsident William H. Taft zu einer Friedenskonferenz in der New Yorker Carnegie Hall ein, weshalb Stead sichentschloss, eine Passage auf der Titanic zu buchen. Während des elfgängigen Menüs unterhielt er seine Tischnachbarn mit interessanten Geschichten und zog sich gegen 22.30 Uhr in seine Erste-Klasse-Kabine auf dem C-Deck zurück. Nachdem das Schiff den Eisberg gerammt hatte, war Stead an Deck gesichtet worden, wie er Frauen und Kindern in die Rettungsboote half und großzügig seine Lebensrettungsweste einem anderen Passagier schenkte. Über seinen weiteren Verbleib gibt es zwei Versionen: Die einen sagen, sie hätten ihn nach dem Untergang des Schiffes an ein Holzbruchstück geklammert im Wasser gesehen, worauf er dann aber infolge der Kälte ertrunken sei; ein anderer Zeuge will ihn, nachdem alle Rettungsboote weg waren, seelenruhig in ein Buch vertieft im Rauchsalon der Ersten Klasse gesichtet haben.
Für diese Seelenruhe könnten zwei Faktoren ausschlaggebend gewesen sein: Zum einen war Stead seit Jahrzehnten der Meinung, dass er entweder sterbe, indem er gelyncht werde oder indem er ertrinke. Ende des 19. Jahrhunderts hatte er zwei fiktive Geschichten publiziert: 1886 Wie der Postdampfer mitten im Atlantik sank, [Bericht] von einem Überlebenden. Darin schilderte er den Untergang eines Ozeandampfers nach der Kollision mit einem anderen Schiff und den hohen Verlust von Menschenleben wegen nicht ausreichender Rettungsboote. 1892 – also genau zwanzig Jahre vor dem Untergang des White Star-Schiffs Titanic – veröffentlichte Stead eine ähnliche fiktive Geschichte mit dem Titel Von der alten Welt zur Neuen, in welcher der White Star-Dampfer Majestic die Überlebenden eines anderen Schiffes aufnimmt, das nach einer Kollision mit einem Eisberg (!) gesunken war.
Der andere Faktor mochte darin liegen, dass Stead sich während seiner spirituellen Sucherjahre stark mit der Welt der „Toten“ befasst und zahlreiche Jenseitsberichte gelesen hatte. Er wusste deshalb, was nach dem Tod geschieht und konnte daher seinem physischen Ende mit einiger Gelassenheit entgegensehen.
Stead beließ es aber nicht bei dieser Zuversicht. Nachdem er „gestorben“ war, machte er sich Sorgen um seine Angehörigen, und da eine seiner Töchter – Estelle – des „automatischen Schreibens“ fähig war, begann er alsbald nach seinem Ertrinkungstod im Atlantik, ihr zu diktieren. Er unterrichtete Estelle von seinem Tod noch in der Nacht der Schiffskatastrophe und damit lange bevor von amtlicher Seite festgestellt werden konnte, wer zu den Vermissten gehörte. (Estelle Stead hat über ihr Erlebnis mit ihrem Vater das Buch Die blaue Insel geschrieben.)
Am meisten überraschte Stead, nachdem er nun „tot“ war, „dass ich mich in der Lage fand, anderen Menschen beizustehen und ihnen helfen zu können. Aus eigener schrecklichster Not heraus fähig zu sein, anderen eine hilfreiche Hand zu bieten, erleichterte mir den Übergang sehr. (…) Zunächst erwartete mich eine neue Überraschung, die darin bestand, dass ich eine Reihe von ehemaligen Freunden um mich versammelt fand, die bereits vor Jahren ins Jenseits hinübergegangen waren. Das war der Anlass, mir die plötzliche Veränderung, die mit mir vor sich gegangen war, erst so recht bewusst werden zu lassen.“ Er realisierte nun, dass er sogenannt „tot“ war, doch da er aus seinen Studien wusste, dass Tote sich höchst lebendig fühlen, befremdete ihn dies nicht; vielmehr fand er Beruhigung darin, dass sich nun seine irdische Überzeugung „als die volle Wahrheit“ erwies.
Der nächste Gedanke war – wo gibt es ein Telefon? „Welch ein hervorragender Artikel für die Titelblätter meiner Zeitungen“, schoss es ihm instinktiv durch den Kopf. Dann erst dämmerte ihm, dass es noch keine Telefonleitungen vom Reich der Toten zum Reich der Lebenden gibt… Währenddessen sah er, was um ihn herum vor sich ging – das sinkende Wrack, die verzweifelt um ihr Leben kämpfenden Menschen. „Das gab mir neuen Antrieb – ich konnte helfen! Innerhalb weniger Sekunden“, berichtet Stead, „wandelte sich mein Zustand tiefer Hilflosigkeit in zielbewusste Aktivität.“
So war er helfend tätig, bis „das Ende kam. Mir war, als ob man auf die Abfahrt eines Schiffes wartet und ausharrt, bis alle von Bord gegangen sind. Das heißt in diesem Falle – wir warteten, bis das Unglück vorüber oder besser, vollends geschehen war: die Geretteten – gerettet, die Toten – lebendig!“1
Nachdem die „gestorbenen“ Menschen unter oft großer Angst und Leiden in die andere Welt hinübergekommen waren, wurden alle zusammengeführt, um eine seltsame Reise anzutreten. „Wir schienen uns mit ungeheurer Geschwindigkeit vertikal in die Luft zu erheben. Dabei bewegten wir uns alle gleichzeitig so, als ob wir uns auf einer großen Plattform befänden, die mit gigantischer Kraft und Geschwindigkeit von unsichtbarer Hand senkrecht in den Raum geschleudert wurde. Trotzdem hatte ich keinen Moment das Gefühl der Unsicherheit. Wir bewegten uns anscheinend ganz systematisch und zielbewusst. Ich vermag nicht zu sagen, wie lange wir so dahinflogen noch wie weit wir uns von der Erde entfernten. Doch die Ankunft war märchenhaft schön. – Es war, wie wenn man aus einer düsteren, nebligen englischen Landschaft sich plötzlich unter den herrlichen Himmel Indiens versetzt findet. Alles war Schönheit und Glanz.“
Stead glaubt, dass sie in einer Sphäre ankamen, die zur Aufnahme von Katastrophenopfern geschaffen wurde: „Wir spürten, dass die ganze Atmosphäre heilsam wirkte. Sie durchströmte jeden Neuankömmling mit belebender Kraft und bewirkte, dass ein jeder sich rasch erholte und sein verloren gegangenes geistiges Gleichgewicht wiederfand. (…) Ein jeder der Ankommenden wurde sogleich von einer Gruppe alter Freunde und Verwandter, die ihm auf Erden nahegestanden hatten, herzlichst in Empfang genommen. Dann trennten wir uns, die wir die schicksalhafte Reise von jenem unglückseligen Schiff hierher gemeinsam bestanden hatten. Ein jeder war wieder freier Herr seiner selbst – umringt von einer kleinen Schar lieber Freunde, die ihm den Weg in dieses Land vorangegangen waren.“
Die Welt, die W.T. Stead in seiner ersten Zeit im Jenseits erlebte, wird praktisch genauso auch von einem anderen „Toten“ geschildert: Robert Hugh Benson (18. November 1871 – 19. Oktober 1914), dem jüngsten Sohn des späteren Erzbischofs von Canterbury, der selbst die Priesterlaufbahn wählte und 1903 aufgrund seiner Zweifel an der Legitimität der anglikanischen Kirche zum katholischen Glauben übertrat, wo er nach erfolgreichem Studium ebenfalls die Priesterweihe erhielt. Fortan arbeitete er in der Volksmission und schrieb zahlreiche Bücher; deren bekanntestes Lord of the World („Der Herr der Welt“) hieß. Papst Pius X. ernannte ihn drei Jahre vor seinem Tod zum Geheimkämmerer. Im Jahr 1914 zeigten sich die ersten Anzeichen einer Herzerkrankung und während einer Mission in Salford erlag er im Haus des Bischofs am frühen Morgen des 19. Oktober 1914 einem Herzinfarkt infolge einer Lungenentzündung; er war nicht ganz 43 Jahre alt.
Benson war während seines irdischen Lebens das gewesen, was man einen „Sensitiven“ nennt – er verfügte über eine gewisse Hellsichtigkeit, die ihn immer wieder in Konflikt mit seiner Kirche brachte, zumal er noch als Verkörperter in die Jenseitswelten zu sehen vermochte. Viele Male hatte er den Übergang sterbender Menschen miterlebt und mit seinem dritten Auge auch das Heraustreten des Geistes aus dem physischen Körper beobachten können. Nun war diese Stunde für ihn selbst gekommen.
Am Morgen jenes 19. Oktober 1914 fühlte er plötzlich einen „starken Drang, mich zu erheben. Ich fühlte meinen Körper nicht mehr, wie man ja auch gleicherweise im Traum die eigene Körperschwere nicht wahrnimmt, jedoch war ich geistig wach, wie sehr auch – äußerlich gesehen – mein Körper diesen Umständen widersprechen mochte. Sogleich hatte ich die klare Eingebung, mich zu erheben, und stellte fest, dass ich es tatsächlich tat. Dann entdeckte ich, dass die an meinem Bett Versammelten nicht wahrzunehmen schienen, was ich tat, denn sie unternahmen nichts, um mir zu helfen, während sie auf keinerlei Weise mich zu hindern versuchten. Als ich mich drehte, begriff ich, was geschehen war. Ich sah meinen physischen Körper leblos auf seinem Bett liegen. Aber hier war ich, das wirkliche Ich, lebendig und gesund.“
Das Zimmer um sich herum konnte der frisch „Verstorbene“ noch ziemlich klar erkennen, obwohl es von einem Nebel durchzogen schien. Mit Staunen sah er, dass er kein Bettgewand trug, sondern jene Kleider, die er als gesunder Mensch zu tragen pflegte. Sein Wissen über das Sterben und das „Danach“ ermöglichte es Benson, sofort und ohne Angst oder Verwirrung seinen Zustand richtig einzuschätzen, und so erwartete er im Vollbesitz seiner Fähigkeiten und sich mehr „körperlich“ fühlend als jemals zuvor, was nun kommen würde.
Inzwischen waren seit seinem „Tod“ nur ein paar Minuten vergangen und Benson sah, dass ein früherer Kollege, der schon vor ein paar Jahren gestorben war, sich bei ihm eingefunden hatte – im Ornat des Priesters, was ihm das Wiedererkennen erleichterte. Die beiden Männer begrüßten sich aufs Herzlichste – gerade so, wie man es mit Menschen auf Erden zu tun pflegt, die man mag und lange nicht mehr gesehen hat. Benson konnte kaum glauben, wie wohl er sich in seinem frischen und von jeder Krankheit befreiten Körper nun fühlte. Die Kommunikation mit seinem Freund geschah ganz normal, wie es bei physisch Verkörperten üblich ist.
Sein Freund schlug ihm vor, ihn an eine schöne Stätte im neuen Land mitzunehmen, und Benson wagte einen letzten Blick zurück auf seinen friedlich daliegenden Leichnam – ein Anblick, der ihn überhaupt nicht beeindruckte.
Nun schickten sie sich zum Gehen an. Dabei füllte sich sein Sterbezimmer scheinbar noch mehr mit Nebel, bis es ganz aus Bensons Gesichtsfeld verschwunden war. Sein Freund wies ihn an, sich an ihm festzuhalten und seine Augen zu schließen. „Sogleich überkam mich ein Gefühl des Schwebens, wie man es im Körperlichen beim Träumen hat, obwohl dieses hier äußerst real und frei von jedem Zweifel an der persönlichen Sicherheit war.“ Nach kurzer Zeit verlangsamte sich ihr Vorankommen und Benson konnte etwas Festes unter seinen Füßen spüren. Er öffnete nun die Augen: „Was ich sah, war mein altes Haus, in dem ich auf der Erdenebene gelebt hatte; mein altes Heim – aber mit einem Unterschied: Es war auf eine Weise verbessert, wie es mir bei seinem irdischen Gegenstück nicht möglich gewesen wäre. Das Haus selbst war verjüngt, und es erschien mir eher in seinem ersten Glanz, als dass es erneuert worden wäre.“ Besondere Aufmerksamkeit erheischte der Garten, der es umgab – es war nicht nur ein kleiner, irdischer Garten, sondern viele Gärten, die sich weit auszudehnen schienen, alle in größter Gepflegtheit, wunderbar angelegt und unterhalten. Weder gab es Wildwuchs noch Massen von welken Blättern oder wucherndem Unkraut – und die Blumen waren von einer Herrlichkeit, wie er sie auf Erden nie geschaut hatte. Wenn man sich einer bestimmten Gruppe von Blumen oder auch nur einer einzelnen Blüte näherte, schienen sich mächtige Ströme energiespendender Kraft auszugießen, die die Seele geistig emporhoben und stärkten, „während die himmlischen Düfte, die sie ausdünsteten, derart waren, wie sie keine Seele im Mantel des Fleisches jemals erfahren hat. Alle diese Blumen lebten und atmeten, und sie waren, wie mein Freund mir mitteilte, unzerstörbar.“
Noch eine weitere Eigenschaft der Blumen versetzte Benson in größtes Staunen: Sie waren umhüllt vom Klang von Musik, die „solch sanfte Harmonien auslöste“, dass diese „ganz genau, auf perfekte Weise den prächtigen Farben der Blumen entsprachen.“
Benson fiel auf, dass es nirgendwo Zäune, Mauern oder Hecken gab, die angedeutet hätten, wo sein Garten anfing und aufhörte. „Mir wurde gesagt, das man so etwas wie Abgrenzungen nicht brauche, da jeder instinktiv und jenseits allen Zweifels genau wisse, wo der eigene Garten aufhöre. Deshalb gab es kein Eindringen in das Grundstück eines anderen, obwohl alle jedem offenstanden, der sie überqueren oder sich darin aufhalten wollte, ohne Furcht, die Privatsphäre des anderen zu verletzen. Man sagte mir, ich würde herausfinden, dass dies das hiesige Gesetz sei und dass ich nicht anders empfinden würde, wenn andere in meinem Garten herumspazierten. Genau das ist die Haltung von allen hier: Besitzen und Teilnehmenlassen zur gleichen Zeit.“
Die Jenseitswelt unterscheidet sich in einem Punkt ganz wesentlich vom irdischen Schulzimmer: In jeder ihrer Welten leben nur Menschen, die sich ihrem Entwicklungsstande nach sehr, sehr ähnlich sind. Es gibt also kein Arm und Reich, kein Gut und Böse, das Tür an Tür haust, und daher in den schönen Sphären keinerlei Gefahr durch selbstsüchtiges Verhalten anderer. Jeder, der in einer der schönen Sphären lebt, hat sich genau diese Ebene durch seine vergangenen Gefühle, Gedanken und Taten verdient. Natürlich wirkt sich dieser Umstand in den finsteren Ebenen besonders schlimm aus, da sich dort die dunkle Gesinnung nur von ebenso dunkler Gesinnung umzingelt sieht in einer Welt, die genauso finster, karg und elend ist, wie ihre Bewohner es im Geiste und im kalten Herzen sind.
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