Wie der Kultur-Marxismus den Kapitalismus unterwanderte

Was heute unter dem Begriff ‚Political Correctness‘ als besonders wertneutral und tolerant verkauft wird, ist in Wahrheit eine radikale marxistische Ideologie.

Verdutzt und verärgert mußte der republikanische Senator Bob Barr (Georgia) aus der Washington Post vom 19.Dezember 1998 erfahren, daß er wohl ein Rassist sei. Diese Unterstellung ging auf den 1. Dezember 1998 zurück, als Barr vor der Justizkommission des amerikanischen Parlamentes die Anklage auf Amtsenthebung gegen Präsident Bill Clinton führte. Sein Gegenspieler war der Rechtsprofessor Alan Dershowitz, der vehement verneinte, Clinton habe einen Meineid geleistet, Zeugen beeinflußt und die Justiz behindert. Worauf Bob Barr entgegnete: „Ich glaube, es gibt tatsächlich zwei Amerika. Und eines ist das wirkliche Amerika da draußen. (...)Und die amerikanische Öffentlichkeit – das echte Amerika da draußen –, versteht, daß unsere Volksvertreter an einer sehr hohen Meßlatte gemessen werden müssen."

 Sogleich attackierte Dershowitz den Senator mit den Worten: „Wann immer ich das Wort‚ echte Amerikaner‘ höre, dann klingt das für mich wie ein verschlüsseltes Wort für Bigotterie, ein Code-Wort für Rassismus und ein Code-Wort für Antisemitismus."

Entrüstet gab Bob Barr zurück: „Das ist absurd. Sie sollten sich schämen. Das ist das dümmste, was ich je gehört habe!"

Trotzdem stürzte sich die Organisation Fairness& Accuracy in Reporting aus New York auf den willkommenen Happen und schrieb am 11. Dezember 1998: „Obwohl einige kleinere Medien über diesen Zusammenprall berichteten, ist es doch auffällig, wie wenig unternommen wurde, um den gegen Barr erhobenen Rassismus- Vorwürfen nachzugehen."

Dies war für die einflußreiche Tageszeitung The Washington Post Grund genug, an eben jenem 19. Dezember 1998 gegen Senator Barr zu hetzen. Außerdem habe er ja auch vor dem Conservative Citizens Council CCC (Rat der konservativen Bürger) eine Rede gehalten. Und diese patriotische Organisation sei rassistisch, fauchte die Post, weil sie gegen Mischehen zwischen Schwarzen und Weißen sei. – Daß auch viele Schwarze und Kirchenhäupter die Argumentation des CCC teilen, verschwieg die Zeitung ihren Lesern. Denn sie alle befürchten, daß durch zu viele Mischehen die kulturelle Identität beider Rassen mit der Zeit verloren gehen könnte; und daß dies für die Welt ein Verlust an Farbenreichtum und Vielfalt wäre. Es ist bezeichnend, daß schwarze Menschen, welche diese Auffassung teilen, von den Medien noch nie Rassisten geschimpft wurden.

Ganz abgesehen davon stellt sich die heikle Frage, ob ein republikanischer Senator nicht das Recht hat, vor einer populistischen Organisation wie dem Conservative Citizens Council eine Rede zu halten, ohne sogleich als ‚Rassist‘ gebrandmarkt zu werden. Das Vorgehen der Washington Post bedeutet nämlich nichts anderes, als daß gewählte Volksvertreter keine Kontakte zu jener Bevölkerungsschicht haben dürfen, welche die Massenmedien zu ‚Rassisten‘ erklärt haben. Wenn aber ein Politiker nicht mehr zu allen Mitbürgern sprechen darf, leben wir nicht länger in einer Demokratie, sondern in einer Gesinnungsdiktatur. Wollen wir das? Die Gehässigkeiten um Senator Bob Barr zeigen beispielhaft, wohin uns die hysterisch ausgelebte ‚Political Correctness‘ geführt hat, unter deren Banner alles attackiert wird, was nicht‚ politisch korrekt‘ ist. Die ‚Political Correctness‘ gibt vor, die Würde und Rechte aller Menschen schützen zu wollen. Daß aber gerade sie häufig die Würde und Rechte jener Menschen mit Füßen tritt, die nicht in das heuchlerische Schema der‚ Political Correctness‘ passen, wird meist geflissentlich übersehen (vgl. ZS 11, Seite 60).

Von Amerika ist diese ‚politisch korrekte‘ Gesinnungswelle längst auf Europa übergeschwappt und hat mittlerweile die ganze westliche Kultur vergiftet.– Da muß man sich fragen, ob sich diese Entwicklung einfach so ergeben hat, quasi als ein Zeichen der Zeit, oder ob hinter der ‚Political Correctness‘ vielleicht eine grössere Absicht steckt.

Ketzerische Marxisten

Die Antwort auf diese Frage lieferte der amerikanische Historiker William Lind während eines Interviews, das Radio Free America am 13. Dezember 1998 ausstrahlte. Seine Kernaussage lautet: Die ‚Political Correctness‘ geht auf eine Spielart des Marxismus zurück, die marxistische Ideologen im ausgehenden ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts geformt hatten. Diese Ideologie wurde dann von einer Gruppe deutscher Marxisten übernommen, die später unter dem Begriff Frankfurter Schule bekannt wurden.

Obwohl es eine sehr umfangreiche akademische Literatur in englischer und deutscher Sprache zu diesem Thema gibt, weiß die Öffentlichkeit kaum etwas zu diesem Thema. Denn nur Akademiker wie der auf Geistesgeschichte spezialisierte Historiker William Lind machen sich normalerweise die Mühe, die entsprechenden, philosophisch anspruchsvollen Schriften zu studieren.

 Begonnen hatte alles mit der Ernüchterung der Kommunisten nach dem Ersten Weltkrieg. Karl Marx war der Ansicht gewesen, daß sich das Proletariat (die Arbeiter) während eines europäischen Krieges in allen Ländern gegen die Bourgeoisie erheben, die Regierungen stürzen und auf dem ganzen Kontinent den Kommunismus einführen werde. Die Realität der Kriegsjahre 1914–18 zeigte jedoch das Gegenteil: Arbeiter aller Nationen marschierten patriotisch in den Krieg und ließen sich für ihr Land und ihre Regierung abschlachten.

1919, nach dem Krieg, brüteten vor allem zwei marxistische Ideologen über den Ursachen der nicht eingetretenen kommunistischen Revolution in Europa. Der eine war der Italiener Antonio Gramsci, der andere ein Ungar namens Georg Lukács (1885–1971). Letzterer galt als brillantester marxistischer Theoretiker seit Karl Marx. Beide konstatierten, daß das Proletariat niemals sein eigenes marxistisches Klasseninteresse erkennen werde, solange die Arbeiterklasse nicht von den Scheuklappen befreit würden, welche die westliche Kultur und die christliche Religion ihr angelegt hätten. Lukács schrieb sogar: „Wer befreit uns von der westlichen Zivilisation?"

Als Ungarn 1919 unter Bela Kuhn (eigentlich: Abel Cohen) eine bolschewistische Regierung erhielt, stieg Georg Lukács zum Volkskommissar für Unterricht auf. Als eine seiner ersten Amtshandlungen führte er den Sexualunterricht in allen ungarischen Schulen ein. Lind: „Das gibt es also schon viel länger als man glaubt. Es begann nicht etwa mit den Hippies in den Sechzigern."

Die ungarischen Arbeiter waren jedoch entsetzt über den ‚kulturellen Terrorismus‘ (so nannte es Lukács selbst), mit dem der Marxist die traditionelle westliche Kultur zu untergraben suchte. Das war mit ein Grund, weshalb die bolschewistische Regierung nach nur wenigen Monaten stürzte, als Rumänien in Ungarn einfiel und die ungarischen Arbeiter sich weigerten für Bela Kuhn zu kämpfen.

Georg Lukács entwickelte seine Theorien jedoch weiter. 1923 finanzierte ein junger deutscher Millionär namens Felix Weil die ‚Erste Marxistische Arbeitswoche Deutschlands‘, die gewisse Streitpunkte unter den Marxisten ausräumen sollte. Lukács und seine Schriften über Kultur und Marxismus prägten dieses Treffen entscheidend. In jener Woche wurde beschlossen, einen sogenannten ‚Think Tank‘ zu bilden, ein ‚Becken‘ von mehrheitlich deutschen Intellektuellen, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiteten. So wurde 1923 an der Universität Frankfurt das Institut für Sozialforschung gegründet. Eigentlich wollte man es Institut für Marxismus nennen, sah dann aber davon ab und wählte einen unverfänglicheren Namen. „Vor allem nach 1930, als ein junger Mann namens Max Horkheimer (1895-1973) die Leitung übernahm, übersetzte dieses Institut den Marxismus von ökonomischen in kulturelle Begriffe", führte William Lind im Interview weiter aus. „Diesen Kultur-Marxismus nennen wir heute ‚Political Correctness‘."