Das Mysterium des Buddha

Das Wort 'Buddha' ('der Erwachte') bezeichnet nicht nur das, was Siddhartha Gautama vor zweieinhalbtausend Jahren erreichte. Dahinter verbirgt sich ein viel grösseres Mysterium, welches die ganze Menschheit betrifft.

Ohne den Buddha würden wir Menschen verenden wie Fische, die eine ausgetrocknete See auf wasserlosem Grunde stranden läßt. Ohne den Buddha gäbe es keine Entwicklung der Seele, keine Befreiung des Menschen vom Rad der Verkörperung. Ohne den Buddha wäre die Erde ein unwirtlicher Platz für den Menschen–tot und abweisend wie der kalte, graue Mond.

Momentmal, sagen Sie, ich bin Christ und ich habe mich nie um den Buddhismus gekümmert, und ich lebe sehr gut. Und überhauptmöchte ich mir aussuchen, an wen oder was ich glaube!

Wenn wir mit ‘Buddha’ lediglich die irdische Verkörperung von Prinz Siddhartha Gautama (ca. 563-483 v.Chr.) meinen würden, hätten Sie vollauf recht. Allein, der Buddha, von dem wir hier sprechen und erzählen wollen, geht weit über die irdische Manifestation eines Erleuchteten hinaus. ‘Buddha’ bezeichnet auch ein kosmisches Amt. Einen Dienst, der von den ätherischen Reichen aus für jeden Planeten geleistet wird – von einem außerordentlich hoch entwickelten Wesen, das viele Einweihungen durchlaufen mußte, um dieses anspruchsvolle Amt ausüben zu können.

Mehr als einmal schon schrieben wir in der ZeitenSchrift (beispielsweise in ZeitenSchrift-Druckausgabe Nr. 24), daß manches im Himmel ähnlich ist wie auf Erden. Und daß – wenn schon jede Gemeinde, jede Region und jeder Staat auf Erden nicht ohne Regierung auszukommen vermag – diese Notwendigkeit auch im Geistigen für einen ganzen Planeten besteht. Jeder Planet hat also im ‘Himmel’, in den feinstofflichen Sphären, eine geistige Regierung, die seine Geschicke lenkt und die Menschheit dahin zu führen versucht, wo es der stets gute, Göttliche Wille weise vorsieht. Daß die Menschheit eine beachtliche Fähigkeit entwickelt hat, diesem Willen Widerstand zu leisten, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. So viel Widerstand, daß wir dem kosmischen Zeitplan hier auf Erden langsam ein paar Millionen Jahre hinterherhinken, was mittlerweile die Geduld auch der allergroßmütigsten himmlischen Geschöpfe überstrapaziert hat. Sprich, wir sind in einem Aufholprogramm. Denn unser gesamtes Sonnensystem kann sich nicht weiterentwickeln, wenn die Erde so weitertrödelt und -tändelt, wie sie dies seit über viereinhalb Millionen Jahren tut.

Die geistige Regierung der Welt

Doch zurück zum kosmischen Amt des Buddha. Die planetare geistige Regierung wird von einer Dreiheit gebildet. Ganz an der Spitze steht der ‘Herr der Welt’, welcher den ersten Strahl, den Strahl von Vater-Gott (siehe ZeitenSchrift-Druckausgabe Nr. 27), den Strahl des göttlichen Willens repräsentiert. Er ist der eigentliche Regent für den gesamten Planeten. C. Jinarajadasa beschrieb in seinem Buch Die okkulte Entwicklung der Menschheit (1947, vergriffen) das Amt des Herrn der Welt so: „Das Haupt der Hierarchie ist jenes hohe Wesen, der Herr der Welt, der alle Ereignisse auf der Erde für Engel und Menschen lenkt und ordnet. In Seinem Bewußtsein ist alles verzeichnet, was sich auf den sieben Ebenen unserer Erde ereignet. Weil Seine Aura die ganze Erde durchdringt, ist Ihm alles bewußt, was in jener Aura vorgeht, und keine Handlung ist so geheim, daß Er nicht davon weiß, keine Ungerechtigkeit so gering, daß Er sie nicht verzeichnet. Der König, wie Er oft genannt wird, ist kein Adept unserer Menschheit; das Amt, das Er ausfüllt, ist ein so hohes, daß kein Adept unserer Menschheitsentwicklung es einnehmen könnte. (...) Er ist der für Menschenverkörperte Wille des Logos, und doch ist Seine mächtige Liebe so weit wie der Ozean. Um Ihn stehen die vier Großen Devarajas oder Beherrscher der Elemente, die das Karma jedes Menschen regeln, und große Devas und Engel sind seine Boten, bereit, Seine Gebote zu erfüllen. (...) Wahrlich, so groß uns unsere Erde erscheint, liegt sie in Seiner Hand und fürwahr, kein Sperling fällt vom Dache, ohne daß Er es weiß.“

Auf dem dritten Strahl befindet sich das Amt des Kosmischen Christus. Er verkörpert den Aspekt der vollkommenen Liebe. Auf seinem Weg hin zur Erleuchtung muß der Mensch zuerst die vollkommene Liebe manifestieren, was dazu führt, daß er Eins wird mit seinem ‘Christus’ im Herzen und auf diese Weise zu einer Gegenwart wird, die Liebe ausströmt an alles, was sie umgibt. Der Archetyp dieses Zustands wird vom Kosmischen Christus gehalten. Wie ein Magnet zieht er die Menschen höher und höher, während er sie gleichzeitig in seiner Liebe badet.

Der Buddha – Nährer der Seelen

Auf dem zweiten Strahle jedoch – jenem von Mutter-Gott–herrscht der Buddha. Die Buddha- Einweihung ist die höchste, die auf der Erde auf dem zweiten Strahl der Weisheit und Erleuchtung erlangt werden kann. Ein Bodhisattva oder Weltlehrer (welcher eine Stufe unter dem Buddha steht) erlangt die Buddhaschaft gleichsam als Krone für Sein Werk, das er während Zeitaltern für die Menschheit geleistet hat. „Nachdem Er Religion nach Religion gründete, sammelt Er im letzten Seiner Leben alle Seine Jünger, die fähig sind, durch die verschiedenen Grade der Einweihung zu gehen und wird mit ihnen auf der Erde geboren. Dann gibt Er eine große Weltreligion und nachdem das Werk in jenem physischen Körper beendet ist, geht Er an höhere Aufgaben auf anderen Ebenen. Wenn Er die Menschen verläßt, überträgt Er die Pflichten des Weltlehrers auf Seinen Nachfolger. Der letzte Buddha war der Buddha Gautama, und Sein Nachfolger im Amte des Weltlehrers ist der Bodhisattva Maitreya“, schrieb Jinarajadasa 1947. (Hier gilt es anzufügen, daß der von uns genannte Buddha Maitreya absolut gar nichts mit der von Benjamin Creme propagierten Figur des sogenannten ‘Maitreya’ zu tun hat. Der wahre Maitreya ist nicht in Verkörperung).

Das Amt des Buddha hat indes noch weit fundamentalere Wirkungen auf unser irdisches Dasein. Die Aufgabe des Buddha besteht nämlich darin, eine geistige Aura um unseren Planeten so lange aufrechtzuerhalten, bis sich alle Lebensströme zur Gottes-Meisterschaft entwickelt haben. Es ist die ‘Seele’ des Buddha selbst, seine geistige Aura, welche es unserer Seelensubstanz erlaubt, zu überleben und zu wachsen und sich immer höher zu entwickeln. Würde diese Strahlung zurückgezogen, erginge es unserer Seele buchstäblich wie dem Goldfisch, dessen Wasser ausgeschüttet wird. Mehr noch: Der Buddha stimuliert mit seinem immensen Licht und seiner überirdisch großen Liebe, welche den ganzen Planeten einhüllt, die Herzflamme in jedem Menschen  –

ob er sich nun in Verkörperung befindet oder im ‘Jenseits’ auf seine nächste Verkörperung wartet. Ohne diese Aura und diese Stimulation würde die Herzflamme nicht pulsieren – und damit das Herz zu schlagen aufhören und der Mensch sterben! Denn genauso, wie wir den Atem in unseren Körper einziehen und wieder auspressen, genauso pulsiert die ätherische Flamme im Herzen eines jeden Menschen, welche der Sitz unserer Göttlichen Individualität ist. Sie zieht sich zusammen und dehnt sich aus in der Pulsation, dem Druck und dem Stimulus der Aura des kosmischen Buddhas.

Kein Planet lebt ohne Buddha

Durch alle Zeitalter hindurch gab es für alle neugeschaffenen Planeten Buddhas – hohe kosmische Wesen, welche diesen überlebenswichtigen Dienst an der betreffenden Menschheit erbringen. Dazu müssen sie fähig sein, ihre Aura zu einem planetenumspannenden Kraftfeld kosmischer Liebe und Weisheit zu entwickeln. Solch eine Aura darf nicht das geringste Element enthalten, welches einen disharmonischen Einfluß auf die sich entwickelnden Seelen der betreffenden Menschheit ausüben könnte. Dies bedarf einer langen Ausbildung in den höheren Reichen, so daß es Freiwillige von anderen Planeten sind, die das Buddha-Amt für einen eben erst ‘geborenen’, neuen Planeten ausüben. Charles Leadbeater schreibt in seinem Buch The Masters and the Path, daß es auf Erden für jede der sieben Wurzelrassen (siehe ZeitenSchrift-Druckausgabe Nr. 31) einen Buddha gäbe. Die Buddhisten kennen nur deren fünf–vermutlich,weil die ersten beiden Wurzelrassen feinstofflich waren und daher keine Überlieferungen oder sonstige Zeugnisse ihrer Existenz hinterließen. Bis zur vierten Wurzelrasse, der atlantischen, war das Amt des Buddha stets von hohen Wesen anderer Planeten ausgeübt worden – doch nun hatte die Weltenuhr geschlagen, daß sich ein Wesen aus der irdischen Evolution auf den Weg machen sollte, die Buddhaschaft zu erlangen.

Nur zwei Lebensströme waren es, die mit ihrem Licht aus der dumpfen Masse der damals an ihrem Tiefpunkt stehenden Menschheit(siehe ZeitenSchrift-Druckausgabe Nr. 16, Artikel Geheimnisse der Erdgeschichte) herausleuchteten. Wir kennen sie heute als Lord Gautama und Lord Maitreya. Obwohl sie beide allein für Gott gelebt und geatmet hatten, wurden sie als für noch nicht weit genug entwickelt befunden – doch man gestand ihnen eine gewisse Zeit zu, während der sie sich auf die Buddhische Einweihung vorbereiten könnten. Und so machten sich die beiden Brüder im Geiste auf, um in Verkörperung auf Verkörperung, in Leben voller Selbstdisziplin und Hingabe ihr Wesen immer stärker zu vervollkommnen und ihre Liebe immer weiter auszudehnen – zu jeder Kreatur, jedem Lufthauch, jedem Wassertropfen, jeder Flamme, jedem Grashalm auf Gottes Erdboden.

Denn kein Wesen kann zum Buddha werden, das nicht zuerst zum Christus geworden ist – zur vollkommenen, allumfassenden, verkörperten Liebe. Das weiß auch die buddhistische Lehre, die für den Christus das Wort Bodhisattva geprägt hat.

Zwischen den einzelnen Leben trafen sie sich im ‘Jenseits’ wieder, tauschten ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus und erfreuten sich neidlos an den Errungenschaften des anderen. Niemand hatte ihnen eine ‘Wegbeschreibung’ mitgegeben, alles mußten sie aus eigener Bemühung, eigenem Wollen tun – in Gehorsam der feinen, kleinen Stimme in ihren Herzen gegenüber. Dieser Gott im Inneren war alles, was sie hatten. Und irgendwann, in einer glorreichen kosmischen Stunde, hatte es Lord Gautama geschafft. Seine Aura wies genügend Liebe und Licht auf, um selbst die winzig kleine, flackernde Flamme des am wenigsten weit entwickelten Erdenkindes am Leben zu erhalten–trotz der widrigen Winde, die sie nur zu gerne hätten verlöschen sehn. Er hatte nun genügend Liebe und Licht, um die geistige Nahrung für Milliarden von Seelen auf Erden bereitzustellen. Lord Gautama wurde vom damaligen Herrn der Welt zur Buddhaschaft gesalbt, und der bisherige Buddha übergab dankbar sein Amt und seine Verantwortung, die er während vielen Zeitaltern getragen hatte. Der glücklichste aber in jener Stunde war Lord Gautamas bester Freund, Lord Maitreya – sein Herz floß über vor Dankbarkeit, daß sein Bruder die Prüfung siegreich beendet hatte.

Leserstimmen zum Artikel

Schon 2x habe ich Ihren Artikel über das Mysterium des Buddha gelesen, und bin zutiefst berührt und beeindruckt über die ganzen Zusammenhänge, welche mir, obwohl ich mich schon seit längerer Zeit mit dem Buddhismus befasse, nicht bekannt waren.

F.D., A-Innsbruck