Das wahre Leben Jesu

Ende des 19. Jahrhunderts gelang es einem Mann nach Jahrzehnten innerer Schulung, in der Akasha-Chronik das wirkliche Leben Jesu zu schauen. Basierend auf seinem „Wassermann-Evangelium“ genannten Werk publizieren wir hier in stark gekürzter Form die Jugendzeit und die „verlorenen“ Jahre von Yeshua-bar-Joseph, der am 9. September im Jahre 7 vor Christus geboren wurde.*

In der Bibel steht kaum etwas über die Kindheits- und Jugendjahre von Jesus geschrieben. Dabei reiste er vor seiner Lehrtätigkeit in Palästina bis nach Tibet und Ostindien.

Zu der Zeit, da in Rom Kaiser Augustus regiert und in Jerusalem König Herodes, wird ein Mädchen namens Maria geboren. Ihre Eltern sind Joachim – reich, ein Meister jüdischer Gesetze, aus Galiläa – und Anna aus dem Stamme Juda. Im Alter von drei Jahren wird das kleine Mädchen im Tempel von Jerusalem eingesegnet. Der Hohepriester, ein Seher und Prophet, sagt: „Das Mägdlein wird die Mutter eines Meisters des Gesetzes, eines sehr geachteten Propheten. Deshalb möge sie im Heiligtum des Herrn verbleiben.“ Maria bleibt daher im Tempel und wird von Hillel, dem Obersten des Sanhedrins, in den Satzungen der Juden unterrichtet. Als sie zur jungen Frau erblüht, ehelicht sie Josef, einen aufrichtigen Mann, der als ein Mitglied der Nazarener dem Orden der Essener treu ergeben ist.

Im Hügelland Judäas, in der Nähe von Hebron, leben die Eheleute Zacharias und Elisabeth. Zacharias zelebriert als Priester hin und wieder den Gottesdienst im Tempel von Jerusalem. Eines Tages erscheint dem frommen Manne dort der Erzengel Gabriel. Zacharias wird von Furcht befallen, doch der Engel tröstet ihn: „Der König, den du suchst, ist nah“, verheißt er. „Dein Weib wird einen Sohn gebären, einen Heiligen, von dem geschrieben steht durch den Propheten: ‚Seht, ich schicke euch Elias wieder, ehe noch der Herr erscheint.‘ Seit Anbeginn der Zeiten hieß dein Sohn Johannes. Dies besagt: ‚Des Herrn Gnade‘. Deshalb sei Johannes wiederum sein Name.“ Der Engel besucht auch Elisabeth in ihrem Heim und spricht die gleichen Worte. Nur fünf Monate später erscheint Gabriel bei Maria: „Heil dir Maria, Heil! Gesegnet seiest du im Namen Gottes. Du bist die Erwählte, einen Sohn wirst du gebären, dessen Name sei Immanuel, was ‚Gott mit uns‘ bedeutet.“

Jesus wurde auf völlig natürliche Art gezeugt. Die „jungfräuliche Geburt“ Jesu entspringt einem Übersetzungsfehler: Im Urtext steht nämlich dort Alma, „junges Weib“, nicht Betula, „Jungfrau“, weshalb auch die deutsche Übersetzung richtig lauten muss: „Die junge Frau ist schwanger.“– Maria war erst ungefähr sechzehn Jahre alt gewesen, als sie Jesus empfing; Kindsvater Josef war bedeutend älter. Sie bekamen nach Jesus noch weitere acht Kinder, nämlich vier Jungen und vier Mädchen.

Als Maria hochschwanger ist, spürt sie den Wunsch, ihrer Freundin Elisabeth, die ihren Sohn Johannes schon geboren hat, nahe zu sein. Also machen sie und Josef sich auf den Weg ins Hügelland von Judäa. Als sie Bethlehem erreichen, neigt der Tag sich schon dem Abend zu, weshalb sie beschließen, über Nacht zu bleiben. Bethlehem jedoch ist überfüllt mit Volk, das unterwegs ist nach Jerusalem. So finden Josef und Maria nur noch in einer Höhle Unterschlupf. Um Mitternacht ertönt der Ruf: „Ein Kind ist dort geboren, wo man Tiere hält. Der lang ersehnte Menschensohn ist da!“

Drei weise Männer in schneeweißen Kleidern kommen hinzu, um sich vor dem Kinde zu verneigen. „Alle Liebe, alle Macht und alle Weisheit seien dein, Immanuel“, sagen sie zum Kind in der Krippe. Und auf den Feldern rings um Bethlehem hüten Hirten die ihnen anvertrauten Schafe.

In Wirklichkeit wurde Jesus am 9. September des Jahres 3753 jüdischer Zeitrechnung geboren, oder im Jahre 7 vor Christus nach unserer. Das Fest seiner Geburt begehen wir am 24./25. Dezember, da die Frühkirche die alten „heidnischen“ Wintersonnenwende-Feste übernahm und ihnen eine christliche Bedeutung gab. Wäre Jesus tatsächlich zur Wintersonnenwende geboren, würde die Überlieferung nicht berichten, dass die Hirten auf dem Felde ihre Schafe hüteten; dafür wäre es selbst dort viel zu kalt gewesen. Und der Feiertag von „Maria Empfängnis“ ist nicht umsonst am 8. Dezember.

Rechnet man zu diesem Datum neun Monate hinzu, kommt man auf die Zeit um den 9. September. Da die Kirche fürchtete, die Gläubigen könnten sich womöglich doch zu fragen beginnen, wie Jesus nach nur drei Wochen Schwangerschaft hätte geboren werden sollen, griff Papst Pius IX. im Jahr 1854 zu einem Taschenspielertrick und erklärte den 8. Dezember mit dem Dogma der „unbefleckten Empfängnis“ kurzerhand zu jenem Datum, da nicht etwa Jesus empfangen worden sei, sondern Maria von deren Mutter Anna. Es war übrigens auch Pius IX. gewesen, der 1870 das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes verkündet hatte.

In Jesu Geburtsdatum nach jüdischem Kalender kommt übrigens auch die von der Dreifaltigkeit abgeleitete Zahl göttlicher Macht zum Ausdruck (3x3): der 9. Tag des 9. Monats des Jahres 3753 (Quersumme 9) – also 999. Da das Böse die Umkehrung des Guten ist, wird aus der auf den Kopf gestellten göttlichen Zahl 999 die 666 – die biblische „Zahl des Antichrist“.

Die Geburt Jesu ist später allegorisch verklärt worden. In Wirklichkeit gab es keinen Stern von Bethlehem am Himmel, auch keine sonstigen Lichtererscheinungen oder sichtbaren Engelchöre. Umso bemerkenswerter ist, dass jene drei Weisen fühlten, welche Gegenwart sich in dem kleinen Kinde verkörpert hatte. Sie waren nicht drei Könige, sondern drei in der Sternenkunde bewanderte Magi aus dem Osten.

Den Evangelien zufolge stammte Jesus in direkter Linie von Abraham bzw. König David ab. Da heißt es: „Alle Glieder von Abraham bis auf (zu) David sind vierzehn Glieder (Generationen). Von David bis auf die babylonische Gefangenschaft sind (es) vierzehn Glieder (Generationen). Von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus sind (es) vierzehn Glieder (Generationen) (Mt 1,1–17). Deshalb wurde er am Kreuz mit den lateinischen Buchstaben INRI verhöhnt, was für „Jesus der Nazarener, König der Juden“ stand.

Ein Mann in leuchtend weißer Kleidung bringt den Hirten frohe Kunde – die Bibel verklärt ihn als Engel. Und sie eilen zur Höhle, wo das Kindlein Immanuel liegt, um es zu ehren. Tags darauf wird die heilige Familie ins Heim einer Hirtenfrau eingeladen, wo sie für mehrere Tage bleiben und auch Besuch von Elisabeth und Zacharias, den Eltern des späteren „Johannes des Täufers“, bekommen. Schließlich wird der kleine Junge beschnitten. Als Maria gefragt wird, wie das Kind heißen solle, befolgt sie die Anweisung, die ihr Erzengel Gabriel gegeben hatte, nicht und sagt statt „Immanuel“ einen Namen, der ihr besser gefällt: Yeshua (Jesus)! Als Jesus vierzig Tage alt ist, wird er in den Tempel gebracht, um durch den Priester eingesegnet zu werden. Simon, ein frommer Jude, sinkt vor ihm in die Knie, da er auf seiner Stirn das Kreuzzeichen des Messias erblickt.

Der kleine Junge Yeshua liebt ganz besonders die Gesänge der Avesta und der indischen Veden. Auch die Psalmen Davids und die Weisheitssprüche Salomos erfüllen ihn mit Freude. Mehr als alles aber schätzt er die Prophetenbücher Israels, und mit sieben Jahren kennt er ihren Inhalt Wort für Wort.

Eines Morgens fragt Rabbi Barachia von der Synagoge seinen Schüler Jesus: „Welches ist das größte der Gebote?“ Jesus überlegt und antwortet: „Ich denke, keines ist das größte. Einen Silberfaden sehe ich, der sich durch alle zehn Gebote windet, sie zusammenhält und so zur Einheit macht. Es ist die Liebe. Sie gehört zu jedem Wort der zehn Gebote. Wenn man voller Liebe ist, dann preist man nur noch Gott, denn Gott ist Liebe. Wenn man voller Liebe ist, kann man nicht töten, kann nicht falsches Zeugnis reden, kann nicht fremdes Gut begehren und will weiter nichts als Gott und Menschen ehren. Wenn man voller Liebe ist, dann braucht es keinerlei Gebote.“

Der Rabbi ist mehr als beeindruckt und fragt den Jungen, welcher Lehrer ihn diese Worte gelehrt habe. Keiner, sagt dieser, doch scheine ihm, dass die Wahrheit in jeden einströme, der nur seine Seelenfenster aufmache. Dann möchte der Rabbi wissen, welche Hand wohl stark genug sei, der Seele Tore weit zu öffnen, um die Wahrheit einzulassen. Wieder antwortet Jesus: „Es scheint mir, dass die Liebe, jener Silberfaden, der die zehn Gebote einigt, stark genug ist, Menschenherzen aufzutun, dass Wahrheit und Verstehen darin wirken können.“

Am Abend sitzen Maria und Jesus beisammen, und der Knabe sagt: „Ich glaube fast, der Rabbi denkt, dass Gott parteiisch sei, dass Ihm die Juden lieber sind als fremde Völker. Gott ist doch gerecht, wie könnte Er dem Volk der Juden vor den anderen den Vorzug geben? Sind die Römer nicht genauso gut die Kinder Gottes wie die Juden? Israel hat eine Wand um sich erstellt und sieht nicht mehr, was jenseits davon ist. Es wäre gut, wir könnten diese Wand durchbrechen, und die Juden könnten sehen, dass Gott viele Kinder hat, die ebenso gesegnet sind wie sie. Ich würde gern mein Heimatland verlassen, um den Brüdern zu begegnen, die in fremden Ländern wohnen.“

Quellenangaben

  • * Die deutsche Übersetzung ist unter dem Titel Das Wassermann-Evangelium von Jesus dem Christus von Levi H. Dowling erschienen. Das Buch ist mittlerweile vergriffen und wird nur noch antiquarisch angeboten. Das Original in Englisch, The Aquarian Gospel of Jesus The Christ, ist erhältlich. Die Illustrationen im Artikel sind dem Buch Das Leben Jesu aus dem Jahr 1902 entnommen. Die kursiven Anmerkungen stammen von der Redaktion.