Wie kam es, dass die Menschheit den Geistesreichtum als höchstes Ziel gegen den Mammon-Reichtum eintauschte? Noch nie in der bekannten Geschichte stand sie so nahe davor, Geist und Seele ans Geld und die totale Veräußerlichung zu verlieren!
Den Turmbau des Geldes kann keiner mitnehmen, wenn er einmal stirbt. Im Jenseits zählt nur der geistige Reichtum.
Vor der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert war schneller Reichtum unmöglich, außer man hatte eine Gold- oder Silbermine entdeckt oder reich geheiratet. Der Mensch blieb in jenem Stand, in den er hineingeboren wurde. Not und Unglück drohten jederzeit, weshalb die Menschen Sicherheit in der Anbetung Gottes suchten. Kein Dorf ohne Kirche, kein Tag ohne Gottesdienst, der einen auf die Herrschaft einer höheren Macht ausrichtete, bevor das meist mühsame Tagewerk begann. Das Volk war genügsam, da es noch keine industrielle Massenproduktion gab und das Geld knapp war.
Reich war nur der Adel, und erst mit der Industriellen Revolution konnten Menschen normaler Herkunft als Gründer schwerreich werden. Heute leben wir in einer Welt der Überproduktion und Plünderung wertvoller natürlicher Ressourcen zum Zwecke des Reichwerdens. Und seit der Entkoppelung der Währungen an das Gold hat sich Geld zum fiktiven Wert entwickelt (Fiat-Geld), der sich beliebig steigern lässt und nicht mehr von Banknoten oder realen Werten gedeckt ist.
Seit Längerem entsteht Geld durch Kreditvergabe. Mit jedem Kredit, den eine Bank einem Schuldner gewährt, wird neues Geld in die Welt gesetzt. Geld wird im Fiat-Geldsystem aus dem Nichts geschöpft, quasi per Knopfdruck: Der Bankangestellte tippt lediglich den entsprechenden Betrag in ein Computerprogramm und sofort scheint dieser am Konto des Kreditnehmers auf. Die Banken vergrößern die Geldmenge also mit jedem „Kredit“, den sie auf Papier oder digital vergeben. Der Bereicherung ist daher keine Grenze mehr gesetzt, und jene, die schon viel haben, können immer schneller noch reicher werden, da sie für die Kreditvergabe kein Risiko darstellen.
Seit den 1990er-Jahren floss immer mehr Geld in den privaten Sektor, während nur etwa 15 Prozent1 aller vergebenen Kredite zu produktiven Zwecken an die Realwirtschaft gingen und somit der wirtschaftlichen Expansion zugutekamen. Drei Viertel der Kredite wurden vergeben, um bereits existierende Vermögenswerte, vor allem Grundstücke und Immobilien, zu kaufen oder damit zu spekulieren. Ein großer Teil des neu geschaffenen Geldes floss also auf den Immobilienmarkt, und das Ergebnis ist ein schon seit vielen Jahren anhaltender Preisanstieg bei den Mieten und Wohnungspreisen. Auch andere teure Waren wie Luxusartikel oder Kunstobjekte werden seit vielen Jahren immer kostspieliger. Experten sprechen hier von einer Vermögenspreisinflation.
Weil es Banken in erster Linie darum geht, dass ein Kredit zurückgezahlt wird, erhalten vermögende Personen auch die besseren Konditionen. Wer schon viele Immobilien besitzt, kommt leichter an Kredite, um sich noch mehr Immobilien zu kaufen; das schon vorhandene Vermögen dient als Sicherheit. Wer hingegen ein Unternehmen gründen und damit einen tatsächlich neuen Wert schaffen möchte, aber kein Vermögen als Sicherheit anbieten kann, wird öfter Schwierigkeiten haben, einen Kredit zu bekommen. Durch die Dynamiken privater Geldschöpfung verstärkt sich nicht nur die Konzentration von Vermögen, sondern auch die Ungleichheit in der Gesellschaft. Die Klasse der Reichen wächst ins Unermessliche, während die Wirtschaft dahinsiecht und der Mittelstand langsam zugrunde geht.
So sind wir alle mit der Wahl konfrontiert: dem Glück als „Haben“ nachzujagen oder das Glück des „Seins“ zu finden. Das Streben der meisten Menschen geht ja dahin, ein erfülltes, harmonisches Leben zu führen. Da wir heute in einer äußerst bildlastigen Welt leben, verfallen wir dem Irrtum, dass das Glück im Äußeren liegt: in Reichtum, Besitz und Schönheit – millionenfach dargestellt und suggeriert auf den verführerischen Social Media. Tatsächlich gab es noch keine Zeit, in der so viele sehr junge Menschen zu Millionären wurden. Sich selber zum Produkt zu machen, ist der Weg dazu. Bloß: Sind die schönen, reichen jungen Leute auch im Innern glücklich oder nur eine leere Box?
Wie schon erwähnt, sieht die Welt der Reichen sehr schön aus, aber sie fühlt sich nicht so an. Als junge Journalistin besuchte ich in den achtziger Jahren die Haute-Couture-Modeschauen in Paris für eine große Schweizer Tageszeitung. Damals war es noch das exklusive Stelldichein sehr reicher, sehr dünner und manchmal adliger Kundinnen, die aus der ganzen Welt angereist kamen, um ihre maßgeschneiderte Garderobe für die nächste Saison bei den in Pariser Luxushotels abgehaltenen Modeschauen auszuwählen und zu bestellen – Internet gab es ja noch nicht –, und zu Preisen im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Obwohl hier Frauen saßen, die First Class oder per Privatjet reisten und mit einer Entourage für jede Notwendigkeit; Ladies, die niemals im Leben gearbeitet hatten, war die Atmosphäre nicht von Freude oder Leichtigkeit und Sorglosigkeit erfüllt, wie man erwarten könnte. Sie war erfüllt von Stolz, Neid und Missgunst, weil es immer eine schönere, reichere oder dünnere Rivalin im Raum gab, von den bildschönen Models gar nicht zu reden, die den eigenen Blick in den Spiegel zum Schock werden ließen, weil eben auch ein mehrfach geliftetes Gesicht nicht die Lieblichkeit und rosige Ausstrahlung eines jungen Antlitzes trägt.
Mir wurde klar, weshalb der exzessive Champagner-Konsum vor manchen Modeschauen so eifrig zelebriert wurde. Denn der Champagner, den die Reichen und Berühmten pausenlos trinken oder im Urlaub aus riesigen Magnumflaschen auf andere verwöhnte Beachclub-Besucher spritzen (die Flasche zu 125'000 Euro), dieses Zaubergetränk aus der nordfranzösischen Champagne, ist der Weichspüler der eingefrorenen Herzen und Gedanken einer Gesellschaftsklasse, die selten genug hat, sich immer vergleicht und daher oft frustriert ist. Stets auf der Jagd nach „besser“ und „mehr“ an Status, Reichtum, Villen, Schlössern, Yachten, riesigen Segelschiffen und Privatjets – welch ein anstrengendes Dasein!
Je höher man in der Gesellschaft steigt, desto enger wird der Kerker. Statt fröhlich und frei ein schöpferisches, glückliches Leben zu führen, stellt die Klasse der obersten Zehntausend brutale Spielregeln auf, denen es zu folgen gilt, will man seinen Platz unter den Schönen und Reichen nicht riskieren: Pferderennen, Musikfestspiele, den Winter in St. Moritz oder auf St. Barth, mit Pelz oder Segelschiff, opulenten Dinners in den teuersten Hotels, trotz derer man aber immer Size Zero halten sollte, weshalb man entweder nur eine Messerspitze pro Gang essen darf oder hinterher die Toilette aufsucht, wie es einst sogar Lady Diana tat, denn verdautes Essen ist böses Essen. Mit Hunger ist man aber selten gut gelaunt, und so springt hier wieder der Champagner ein oder gern auch eine Linie Kokain, welches Energie und künstliches Hochgefühl verleiht.
Wer den Kerker ignoriert, wird gesteinigt. Wie die junge Italienerin, hübsch, lockenköpfig und mit einer Normalfigur, die einen prominenten heterosexuellen Pariser Modeschöpfer geheiratet hatte und die von den dürren Damen so lange mit Häme bedacht wurde, bis sie vorübergehend in der Psychiatrie landete – einfach weil sie eine normal schlanke, gebildete Frau war, die sich weigerte, den Schlankheitswahn mitzumachen, der in diesen Kreisen ein Muss ist. So gesehen stellen Ozempic & Co. für die Superreichen eine wahre Erlösung dar, können sie doch die Hungersnot jetzt durch regelmäßige Piks ersetzen, worauf die Pfunde ohne nervenzerfetzende Selbstkasteiung purzeln und man wieder in die winzigen Haute-Couture-Größen passt.
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