Die Clintons: Jenseits von Gut und Böse

Der kometenhafte Aufstieg von Bill und Hillary Clinton gelang dank heimlicher Unterstützung eines „Staates im Staat“. Dies hatte einen hohen Preis. Die Clintons ließen sich seit Anbeginn mit zweifelhaften Personen ein, von denen der Mädchenhändler Jeffrey Epstein bloß einer unter vielen war.

Einflussreiche Männer aus Politik und Wirtschaft machen sich erpressbar, wenn sie sittenwidrigen, perversen oder sogar verbotenen Sexpraktiken frönen. Weil nämlich häufig ohne ihr Wissen aufgezeichnet wird, was sie im Geheimen auszuleben meinen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die „Oligarchie der Schatten“ ein internationales Netzwerk aus Sexhandel und Erpressung errichtet, bei dem auch die Geheimdienste eine wichtige Rolle spielen.1

Nicht lustig: Was die gesammelten Werke von Hill und Bill alles beinhalten.

Nicht lustig: Was die gesammelten Werke von Hill und Bill alles beinhalten.

Im Zentrum dieses Spinnennetzes sitzen Leute wie Jeffrey Epstein. Dieser hatte jahrelang dafür gesorgt, dass illustre Persönlichkeiten in solchen „Honigfallen“ kleben bleiben. In welchem Ausmaß dies auch auf Bill Clinton zutreffen könnte, ist eine Frage, welche die Massenmedien nicht zu stellen wagen. Obwohl die Nähe des Ex-Präsidenten zum „verstorbenen“ Mädchenhändler und Financier Epstein hinlänglich bekannt ist. Spätestens mit „Monicagate“2 , dem Skandal um die Praktikantin Monica Lewinsky, wurde ruchbar, dass Clinton nicht bloß mit dem Kopf dachte, wenn hübsche Frauen im Spiel waren. Seine Behauptung „Ich hatte kein sexuelles Verhältnis mit dieser Frau!“ führte 1999 zu einem Amtsenthebungsverfahren, welches der US-Präsident nur um Haaresbreite überstand. Jahre später kam heraus, dass Bill Clinton vom israelischen Geheimdienst Mossad mit der Lewinsky-Affäre erpresst worden war, bevor diese aufflog. In den Augen des damaligen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu lief Clinton nämlich Gefahr, Israel bei den Friedensverhandlungen mit den Palästinensern unter Druck zu setzen.

Wie man sich bettet …

Zwanzig Jahre später gerät Bill wieder wegen Sexgeschichten ins Rampenlicht. Doch diesmal ist die Sache ernster. Beim Epstein-Skandal ist die Rede von Minderjährigen und sexueller Gewalt. Offiziell weiß niemand, was Jeffrey Epstein und seine hochkarätigen Gäste auf dessen privater „Pädophileninsel“ in der Karibik alles getrieben haben. Denn sie wurde von Sicherheitsleuten bewacht wie ein Gefängnis.

Donald Trump kannte den schwerreichen Jeffrey Epstein ebenfalls, schließlich ist die Gruppe der New Yorker Milliardäre auch eher klein. Die Massenmedien bemühten sich nach Epsteins Tod auffallend, Trump eine Verstrickung mit diesem anzudichten. Es stimmt: Der US-Präsident klopft sexistische Sprüche und hatte einst belanglose Nettigkeiten über Epstein geäußert. Trump sei sogar einmal im Lolita-Express mitgeflogen, wird hervorgehoben. Besagte Boeing 727 gehörte Jeffrey Epstein und hatte unter anderem dessen potente Gäste nach Little St. James gebracht; das Eiland auf den amerikanischen Jungferninseln galt offiziell als Hauptwohnsitz Epsteins. Trump wurde allerdings nie auf der Privatinsel gesehen, Clinton hingegen schon. Zudem ist Bill nachweislich mindestens 26 Mal im Lolita-Express gereist. Jeffrey Epsteins New Yorker Appartment zierte sogar ein großes gerahmtes Bild, das den mit Lippenstift geschminkten Ex-Präsidenten in hochhackigen Schuhen und einem blauen Abendkleid zeigt. – Ein Jux, wie Epstein zu versichern pflegte.

Kein Jux war vor einigen Jahren Epsteins Rauswurf aus dem Golfresort Mar-a-Lago. Trump ließ ihn aus seinem Luxushotel verweisen, weil der in den besten Kreisen verkehrende Zuhälter ein minderjähriges Mädchen belästigt hatte. Das hielt Wikipedia trotzdem nicht davon ab, entsprechende Einträge über Jeffrey Epstein zu verändern, damit Bill Clinton aus dem Schussfeld genommen und möglichst viel öffentliche Empörung auf Donald Trump gelenkt werden würde.3

Der aber sah bereits 2015 dunkle Wolken über Bills Haupt aufziehen. Als Trump während eines Wahlkampfauftritts zu Hillarys Ehemann befragt wurde, orakelte er: „Meiner Meinung nach kommen da eine Menge Probleme im Zusammenhang mit der berüchtigten Insel und Jeffrey Epstein auf ihn zu.“ Und die Spitzenkandidatin der Demokraten titulierte Trump immer wieder als „Weltklasselügnerin“ und „Diebin“. Das waren nicht bloß Wahlkampf-Diffamierungen, wie die Medien Trump jeweils unterstellten.

Nach Epsteins gewaltsamem Tod erklärte der schwarze Komiker Terrence Williams auf seinem Social-Media-Kanal: „Ich bin nicht überrascht. Ich habe euch schon letzten Monat gesagt, dies würde passieren. Komischerweise sterben alle Leute, die Informationen über die Clintons haben. In der Regel begehen sie Selbstmord. Jeffrey Epstein hatte ebenfalls Informationen über Bill Clinton und jetzt ist er tot. Wir wissen, wer dafür verantwortlich ist.“ Vielleicht wäre das bei den Trump feindlich gesinnten Internetzensoren noch als übler Scherz durchgegangen (obwohl Williams seine Worte ernst meinte), wenn nicht der Präsident höchstpersönlich das Video des Komikers in einem Tweet weiterverbreitet hätte. Prompt schaltete sich Facebook ein und ließ alle Follower von Williams Videokanal wissen, dass dieser „Fake News“ verbreite. Dieser konterte: „Sie versuchen, mich mundtot zu machen“, denn „es steht die Präsidentenwahl von 2020 vor der Tür“. Falls er irgendwann tot aufgefunden werden sollte, setzte er provokativ nach, dann habe er sich ganz sicher nicht selbst umgebracht.

Die vier Jahrzehnte überspannende politische Tätigkeit der Clintons ist vordergründig eine Bilderbuchkarriere. Doch sie hatte ihren Preis. Bill Clinton sieht nicht nur gut aus, er besitzt auch ein überaus gewinnendes Wesen. Sein Ehrgeiz wurde höchstens noch von der brillanten Anwältin Hillary Rodham übertroffen. Die beiden heirateten 1975. Ein Jahr später wurde der erst dreißigjährige Bill Clinton zum Generalstaatsanwalt4 seines Heimatstaates Arkansas gewählt und 1978 bereits zum Gouverneur – ein Amt, das er mit zwei Jahren Unterbrechung bis 1992 bekleiden sollte. Dann trat er aus dem besten aller Gründe zurück: Die Clintons zogen von Little Rock nach Washington ins Weiße Haus. Bills kometenhafter Aufstieg vom „Boy Wonder“ (Wunderknaben) zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ist nicht allein seinem Charisma geschuldet, sondern hat viel mit Gefälligkeiten zu tun, die der Gouverneur eines der ärmsten und ländlichsten US-Bundesstaaten gewissen einflussreichen Leuten gegenüber erwiesen hatte. Zum Beispiel einem skrupellosen Geheimdienstdirektor.

Bürgerkrieg, Drogen, CIA – und die Clintons

Im Norden von Arkansas liegt abgeschieden in den Ozark Mountains der kleine Ort Mena. Einst unbedeutend und vergessen erfreut sich dieser Name heute einer zweifelhaften Bekanntheit. In den frühen Achtzigerjahren mauserte sich der winzige Flughafen von Mena nämlich zur nationalen Drehscheibe des Drogen- und Waffenschmuggels. Zu jener Zeit führte Bill Clinton in Little Rock die Regierungsgeschäfte von Arkansas. Zudem wurde über örtliche Finanzinstitute Drogengeld gewaschen, welches die CIA unter anderem zur Finanzierung der Contra-Rebellen in Nicaragua einsetzte. Diese vor dem US-Kongress verheimlichte Destabilisierung eines souveränen Staates sollte später als „Iran-Contra-Affäre“ in die Geschichte eingehen. Allerdings handelte es sich hierbei eben nicht nur um illegale Waffenverkäufe der USA an den Iran (mit dem Erlös rüstete man im Geheimen die Contras gegen die sandinistische Regierung auf). Tatsächlich vernebelte der öffentliche Wirbel um „Irangate“ den noch viel lukrativeren Kokainschmuggel von Kolumbien in die USA, bei dem der amerikanische Auslandsgeheimdienst kräftig mitverdiente. Das Geld floss in sogenannte schwarze Kassen. Damit finanzierte man Projekte, von denen die politischen Aufsichtsgremien über die Geheimdienste nichts wissen durften. Barry Seal, einem jener CIA-Drogenschmuggler, setzte Hollywood-Star Tom Cruise mit American Made unlängst ein filmisches (und historisch geschöntes) Denkmal.

Über Mena versorgte die CIA also die Contras mit Waffen für den nicaraguanischen Bürgerkrieg. Manchmal flogen die Piloten solche Lieferungen aber auch weiter südlich nach Kolumbien. Die Drogenkartelle bedankten sich beim Geheimdienst mit Gratis-Kokain für den US-Markt. Und Präsident Ronald Reagen hatte in der Folge zum „Kampf gegen die Drogen“ aufzurufen. Bald floss so viel Drogengeld nach Mena, dass die Finanzströme gut und vor allem unauffällig gelenkt werden mussten. Die örtlichen Justizbehörden sollten ja nicht davon Wind bekommen.

„Wir sind der Neue Bund“

Das, so scheint es, lag nicht zuletzt in der Verantwortung von Gouverneur Bill Clinton. Allerdings behandelte dieser die heikle Angelegenheit etwas zu locker, was unter anderem dazu führte, dass Clintons Halbbruder Roger 1985 als Kokainschmuggler verhaftet wurde. (Im Januar 2001 sollte Bill den Bruder mit einer seiner letzten Amtshandlungen als US-Präsident begnadigen.)

Die CIA war „not amused“, wie sich Terry Reed erinnert. Der CIA-Mann hatte jahrelang für Oliver North gearbeitet, das Mastermind hinter der Iran-Contra-Affäre. In seinem Buch Compromised: Clinton, Bush and the CIA beschreibt Reed, wie der damalige CIA-Direktor Bill Casey5 einen Anwalt seiner Agency nach Little Rock schickte, um dem Gouverneur gehörig die Leviten zu lesen. Bei dem Geheimtreffen in einem Militärbunker soll William Barr den jungen Clinton angefahren haben: „Die Abmachung lautete, dass unser Geld durch eure Anlagegeschäfte gewaschen wird und nicht, dass ihr *** hier unten euch plötzlich wichtig nehmt und absichtlich unsere Geldwäsche verringert!“

Ach ja: William Barr ist heute Justizminister der Vereinigten Staaten.

Quellenangaben

  • 1 Mehr dazu in einer späteren Ausgabe!
  • 2 in Anlehnung an „Watergate“, die „Mutter“ aller US-amerikanischen Skandale
  • 3 Weshalb diese Online-„Enzyklopädie“ die Fakten zugunsten einer politischen Agenda verdreht, lesen Sie hier: Das Internet: Dein Feind und Blockierer
  • 4 In den USA ist ein „Attorney General“ zugleich Justizminister und Generalstaatsanwalt.
  • 5 William J. Casey war es auch, der einflussreiche Politiker häufig mit Erpressungen zu deren schmutzigen Sexleben unter Druck setzte.