Warum die USA mit allen Mitteln verhindern wollen, dass auf dem eurasischen Doppelkontinent ein stabilisierendes Gegengewicht entsteht – obwohl das eigentlich gar nicht im Interesse des amerikanischen Volkes ist.
Vor gut zehn Jahren, Ende 2013, hatte der amerikanische Geheimdienst CIA die Maidan-Revolte in Kiew angezettelt, welche bis Ende Februar 2014 dauerte. Dieser „Euromaidan“ wird heute als „Revolution der Würde“ verklärt. Tatsächlich war er der eigentliche Startschuss für einen schwelenden Bürgerkrieg sowie die Ursache für den Zwist zwischen Ukrainern und Russen, der vor zwei Jahren in einen offenen Krieg zwischen zwei Brüdervölkern eskalierte. Damals sagte Condoleezza Rice nach dem geglückten Euromaidan: „80 Prozent der russischen Exporte sind Öl, Gas und Mineralien. Den Russen wird eher das Geld ausgehen als den Europäern die Energie.“ Das habe sich zu ändern, so die frühere US-Außenministerin. Rice war es auch, die unter Bush Junior der Welt gegenüber rechtfertigen musste, weshalb die USA trotz fehlender Terrorismus-Beweise einen Krieg gegen den Terror im ölreichen Nahen Osten anführten. „Seit Jahren versuchen wir, die Europäer für neue Versorgungswege zu interessieren“, erklärte Rice 2014. „Wir können langfristig helfen, indem man ganz einfach die Struktur der Energieabhängigkeit verändert.“ Europa solle sich nämlich „mehr auf die nordamerikanische Energieplattform stützen. Es ist nun an der Zeit, das umzusetzen“.
Nur: Damals hatten die USA noch gar keine Infrastruktur, um flüssiges Schiefergas (kurz: LNG) nach Europa zu exportieren. Mit dem Bau der dafür notwendigen Terminals wurde 2016 begonnen. Fünf Jahre später war man für eine LNG-Kapazität gerüstet, die ziemlich genau der Leistung von Nord Stream 1 und 2 entspricht. Doch warum hätten die Europäer das viel teurere und schlechtere Schiefergas aus Amerika kaufen sollen? Natürlich weil Bundeskanzler Scholz nur wenige Monate später den in der Ostsee verlegten Pipelines den Hahn zudrehte beziehungsweise gar nicht erst öffnete. In der Tat eine „Zeitenwende“, wie es Olaf Scholz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine verkündete. Doch deren minutiöse Vorbereitung hatte bereits ein Jahrzehnt früher begonnen.
Also eigentlich schon im Jahr 2010. Damals entschied die EU-Kommission auf Drängen von spekulativen Hedgefonds und amerikanischen Megabanken wie JPMorgan Chase, die Preisregeln für Erdgas zu lockern. Seit 2019 ist dieser Prozess der Deregulierung abgeschlossen und alle langfristigen Verträge (vor allem mit Russland) wurden durch unregulierten Echtzeithandel auf dem freien Markt ersetzt. Wie beim in den 1980ern von Goldman Sachs durchgeboxten „Papieröl“ wird nun auch Erdgas im völlig unkontrollierten und spekulativen Kasino der Hochfinanz gehandelt. Mit solchen Themen setzt sich der Sachbuchautor William Engdahl seit Jahrzehnten auseinander. Sein 2006 erschienener Bestseller Mit der Ölwaffe zur Weltmacht1 ist weithin bekannt. Laut Engdahl mussten „die EU-Staaten bereits im Jahr 2021 schätzungsweise 30 Milliarden Dollar mehr für Erdgas bezahlen, als wenn sie bei den ölindexierten Preisen von Gazprom geblieben wären“.
Mit anderen Worten: Der Ukrainekrieg hat kaum etwas mit den massiv gestiegenen Energiekosten zu tun. Die Grüne UN-Agenda 2030 oder Ursula von der Leyens „Green New Deal“ hingegen schon. Engdahl nennt solche Bestrebungen schlicht den „Great Reset“, wie ihn WEF-Gründer Klaus Schwab seit Jahren propagiert. Gemeint ist die „Dekarbonisierung“ Europas, welche nicht nur die Ideologen in der deutschen Ampelregierung vehement vorantreiben, ohne Rücksicht auf die Wirtschaftskraft und den damit verbundenen Wohlstand der Europäer.
Begründet wird diese absurde Politik mit Klimaschutz. Leider gibt es kaum ein Schlagwort, das mit mehr Fehlinformationen belastet ist. Angeblicher Klimaschutz ist die Keule, mit der man die Menschen ins Viehgatter einer künftigen Weltregierung treiben will. Der große Plan sieht aber auch die Deindustrialisierung und Schwächung Europas als künftigen Wurmfortsatz der USA vor – das gilt besonders für die Wirtschaftslokomotive Deutschland. Schon 1997 hatte der ehemalige Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, in seinem Buch Die einzige Weltmacht klargemacht: „Tatsache ist schlicht und einfach, dass Westeuropa und zunehmend auch Mitteleuropa weitgehend ein amerikanisches Protektorat bleiben, dessen alliierte Staaten an Vasallen und Tributpflichtige von einst erinnern.“
Jene, welche die Macht Amerikas für ihre eigenen Zwecke missbrauchen, erinnern den Knecht daher regelmäßig daran, besser nicht aufzumucken. So besann sich der US-Präsident Anfang dieses Jahres plötzlich wieder auf den großen Schaden, den die heimische Fracking-Industrie in der Natur anrichtet. Biden verkündete, er wolle den geplanten Bau weiterer LNG-Terminals aus Umwelt- und Klimaschutzgründen stoppen – worauf deutsche Journalisten und Regierungsvertreter sich sogleich bange fragten, ob Deutschland denn auch künftig genug Erdgas beziehen könne.
„Es liegt nicht daran, dass die Politiker dumm oder ahnungslos wären“, so William Engdahl. „Korrupt und unehrlich, ja vielleicht. Aber sie wissen genau, was sie tun.“
Sie dienen den falschen Herren. Und damit dem Krieg. Die USA weisen den größten „Verteidigungs“-Haushalt der Geschichte aus: 1'500 Milliarden US-Dollar jährlich, was auf 12'000 Dollar für jeden amerikanischen Haushalt hinausläuft.
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