Trinkwasser: Der Wasser-Notstand

Obwohl man uns weismacht, das Leitungswasser sei sauber, nehmen wir jeden Tag einen Cocktail aus Chemikalien, Hormonen, Medikamenten, Schwermetallen und Mikroplastik zu uns. Mineralwasser ist aber auch keine Lösung.

Sind unsere Gewässer und unser Trinkwasser tatsächlich noch ein Born des Lebens? Die Schweizer jedenfalls genießen vertrauensvoll ihr "Hahnenburger" direkt aus der Leitung. Schließlich leben sie im "Wasserschloss Europas". Auch in Deutschland gilt Leitungswasser als das am besten kontrollierte Lebensmittel und man wird nicht müde zu betonen, dass unser Trinkwasser einwandfrei aus dem Hahn kommt. Zweifellos schneiden wir im internationalen Vergleich gut ab. Doch die Zeiten, da wir uns deswegen noch in Sicherheit wiegen konnten, sind vorbei.

Unser Trinkwasser ist längst nicht mehr so sauber, wie wir denken.

Unser Trinkwasser ist längst nicht mehr so sauber, wie wir denken.

Unser Leitungswasser enthält ungefähr 4'000 Stoffe und fünf Mal so viele Stoffverbindungen. So genau kann das niemand sagen. Neben verschiedenen Bakterien werden zirka 40 Stoffe regelmäßig beobachtet, von denen auch Grenzwerte definiert sind. Die restlichen 20'000 chemischen Verbindungen sind nicht auf dem Radar der Behörden. Weder weiß man, wie sie miteinander reagieren und was das für lebende Organismen bedeuten könnte, noch hat man entsprechende Grenzwerte definiert. Wobei Grenzwerte inbezug aufs Wasser – wie anderswo auch – nicht zuletzt eine sedierende (ruhigstellende) Wirkung auf die Psyche der Bevölkerung haben sollen. Sie orientieren sich häufig nicht an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit, sondern am wirtschaftlich Machbaren. Zum Beispiel Blei: Bis 2013 lag der Grenzwert für dieses Schwermetall laut Deutscher Trinkwasserverordnung bei 25 µg/l.1 Danach plötzlich bei nur 10 µg/l.

Giftige Metalle aus der Luft, wie sie beispielsweise flächendeckend mittels Chemtrails versprüht werden (zum Beispiel Aluminium- oder Bariumsalze), gelangen mit dem Regen schlussendlich ebenfalls ins Grundwasser, wie verschiedene Analysen beweisen.2 Und dann ist da noch das Problem mit den Wasserleitungen. Grenzwerte gelten nämlich nur für die behördlich kontrollierten Wasserwerke. Verunreinigungen von durchlaufenen Leitungsrohren oder Schwermetallbelastungen, die beispielsweise wegen alten Blei- und Kupferleitungen in den Häusern entstehen, fallen durchs Raster.

Dieses Problem kennt man auch in der Neuen Welt. Blei und weitere 250 Schadstoffe lassen sich quer durch die USA im Trinkwasser nachweisen. Zwar innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte, doch das besagt nicht viel. Studien zeigen, dass viele dieser Gifte schon bei weit geringeren Konzentrationen die Gesundheit schädigen und zum Beispiel Krebs und Nervenleiden, Hormon- und Fruchtbarkeitsprobleme oder Entwicklungsstörungen bei Kindern verursachen. Zudem haben die amerikanischen Behörden seit dem Jahr 1996 keinen einzigen neuen Stoff zur Liste der 90 im Trinkwasser kontrollierten Schadstoffe hinzugefügt.

Im Juni 2018 kam heraus, dass die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC monatelang einen Bericht zurückgehalten habe, wonach im Trinkwasser von bis zu 110 Millionen Amerikanern giftiges Polytetrafluorethylen (PTFE) nachweisbar sei. Dieser chemische Werkstoff ist besser bekannt als Teflon in Antihaftkochgeschirr oder als wasserabweisendes Gore-Tex in Kleidung und Schuhen. Es findet aber auch in Teppichen, Stoffen, Papier- und Kartonüberzügen oder Löschschaum Verwendung. PTFE schädigt die Leber (gestörter Fettstoffwechsel, Fettleibigkeit), das endokrine Nervensystem (Hormonstörungen) sowie das Immun- und Herz-Kreislauf-System. Auch Unfruchtbarkeit, Nieren- und Hodenkrebs werden mit Teflon in Zusammenhang gebracht. Und zwar bereits in Konzentrationen, die zehnmal unter dem aktuellen Trinkwassergrenzwert liegen.

Arzneimittel-Cocktail aus der Leitung?

Mikroplastik in Gewässern gefährdet den Fischlaich und wird vom Plankton aufgenommen (so verschlang der Planktonwurm [Bild unten] ein 3 mm langes Plastikpartikel).

Mikroplastik in Gewässern gefährdet den Fischlaich und wird vom Plankton aufgenommen (so verschlang der Planktonwurm [Bild unten] ein 3 mm langes Plastikpartikel).

Präsident Trump hat in den USA den nationalen Notstand ausgerufen, weil das Land unter der sogenannten Opioid-Krise ächzt. Die Bevölkerung schluckt so hemmungslos (von Ärzten verordnete) Schmerzmittel, dass Hundertausende in die Abhängigkeit von harten Drogen wie Heroin rutschen.3 Auch hierzulande werfen immer mehr Menschen Schlaf- und Schmerzmittel ein, als wären es Vitaminpillen. Vieles davon gelangt über den Urin ins Abwasser. Seit einigen Jahren stellen die Behörden aufgrund von Kanalwasserproben fest, in welchen Städten wie viel Drogen und Aufputschmittel konsumiert werden – und welche das sind. Weil Kläranlagen Medikamentenrückstände, Antibiotika oder hormonaktive Substanzen nicht vollständig abbauen können, gerät der größte Teil dieses pharmazeutischen Cocktails in Flüsse und Seen. Die Standardfloskel der für die Behörden arbeitenden Umwelttoxikologen lautet: „Wie sich diese Stoffe auf die Umwelt auswirken, können wir bisher noch nicht genau sagen.“ Währenddessen gelangen „diese Stoffe“ in das Grundwasser, und raten Sie mal, wer sie dann wieder mit dem Leitungswasser trinkt. Ganz abgesehen davon, dass Flora und Fauna darunter leiden, etwa männliche Fische, die wegen der Antibabypille steril werden (in vielen Flüssen sind über 70 Prozent der Fischpopulationen schon weiblich).

Im Wasser findet sich alles, was die Apotheke anbietet, vom Blutfettsenker über das Schmerzmittel Ibuprofen bis hin zu Röntgenkontrastmitteln. Sogar Grippewellen lassen sich nachweisen, weil dann die Konzentration der Inhaltsstoffe von Schnupfensprays und Hustensäften im Trinkwasser deutlich ansteigt. Kaum ein Medikament wird nämlich im Körper vollständig abgebaut. Da kommt so einiges zusammen. Laut einer fast zehn Jahre alten Studie hatten die Schweizer schon damals allein vom Schmerzmittel Voltaren so viel konsumiert, dass 450 Kilogramm des Wirkstoffs Diclofenac jährlich in die Schweizer Gewässer flossen.

In Deutschland sind über 100'000 verschiedene Arzneimittel behördlich zugelassen (Stand Januar 2017). Fünf Jahre zuvor waren es weniger als die Hälfte! Dies zeigt deutlich, wie sich das Problem der Pharma-Wirkstoffe in der Natur verschärft. Umso mehr, da für Medikamente keine Umweltqualitätsnormen bestehen! Auch Umweltschützer sollten also längst von einer „Arzneimittel- Krise“ sprechen.

Geht die Landwirtschaft baden?

Doch vergessen wir die von der Agrochemie verursachte „Spritzmittel-Krise“ nicht. Im Frühsommer 2018 schlugen die Wasserversorger in Baden-Württemberg Alarm. Man hatte in der Donau und ihren kleinen Zuflüssen Glyphosat-Konzentrationen gemessen, die massiv über den „Grenzwerten“ lagen. Dieses von Monsanto – inzwischen vom deutschen Bayer-Konzern übernommen – produzierte Gift ist das in der Landwirtschaft am meisten eingesetzte Spritzmittel. Experten befürchten nun, das „Donau-Glyphosat“ könnte in Karstgebieten direkt ins Grundwasser gelangen. Laut dem Gewässerreport 2018 des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) sind 92 Prozent der Seen und Flüsse in Deutschland in einem „alarmierenden Zustand“. Daran schuld sind nicht zuletzt „Pestizide, krebserregendes Nitrat und Schadstoffe aus der (Agrar-)Industrie“. Der Artenrückgang sei dramatisch, so der BUND weiter.

Quellenangaben