Gelebte Utopie: Zurück in den Garten Eden!

Während die Welt immer verrückter wird, besinnen sich mehr und mehr Menschen auf das, was im Leben wesentlich ist: Die Familie und ein Leben im Einklang mit der Schöpfung. In Russland erhebt sich eine neue Bewegung des „Zurück zur Natur“: Immer mehr Menschen verlassen die Stadt, um auf einem Hektar Land ein ursprüngliches, harmonisches, stressfreies Leben zu führen – so, wie es schon ihre Urahnen taten.

Im Sommer 2017 scheint die Welt mehr außer Rand und Band denn je. Selbst nüchtern-rationale Medien wie die Schweizer Weltwoche titeln „Zeit der Wirren – Überleben in einer verrückten Welt“. Und das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel, das sich seit Donald Trumps Amtsantritt schon einige Male zur Panikmache hat hinreißen lassen, bildet einen zähnefletschenden Wolf ab, der die Erdkugel zwischen den Zähnen hält; gegenüber eine schmale menschliche Hand, die sich ihm zögerlich entgegenstreckt. Dazu der Text „Globalisierung außer Kontrolle – TRAUT EUCH! – Radikal denken, entschlossen handeln – nur so ist die Welt noch zu retten“.1

Ein natürliches Leben: Die Russen von heute entdecken die einfachen und beglückenden Freuden des Familienlebens im Einklang mit der Natur.

Ein natürliches Leben: Die Russen von heute entdecken die einfachen und beglückenden Freuden des Familienlebens im Einklang mit der Natur.

Wenn man denn überhaupt noch hinschauen mag. „Kopf in den Sand“ ist für viele die einzige Strategie, mit der sie sich noch etwas inneren Frieden bewahren können. Der Rückzug ins Private hat seine seelenheilenden Seiten, denn Schlachten und Kriege und Gräuel gab es schon immer auf diesem Planeten, nur erfuhr man früher viel seltener davon. Heute zittern Millionen rund um den Erdball und fühlen sich an Leib und Leben bedroht, wenn wieder irgendein irregeleiteter Selbstmordattentäter Unschuldige in den Tod reißt.

Was dabei auf der Strecke bleibt, ist unsere schöpferische Vision einer besseren Welt. Tatsächlich hegt kaum einer noch utopische Träume für sein eigenes Leben oder gar für den gesamten Planeten; es geht nur noch ums nackte Überleben und darum, die verbleibenden Jahre einigermaßen unbehelligt und angenehm hinter sich zu bringen. „Nach mir die Sintflut“ heißt die unbewusste Devise, die allerdings außer Acht lässt, dass unsere Existenz mit dem Tod ja nicht zu Ende ist, sondern dass wir irgendwann wiederkommen werden in ein erneutes Erdenleben. Wenn wir also dem Irrsinn da draußen keine andere Vision entgegensetzen und Tag für Tag an deren Verwirklichung arbeiten, dann könnte die Welt auch für uns ein über die Maßen ungemütlicher Ort sein, wenn wir das nächste Mal „das Licht der Welt erblicken“ – weil dieses Licht dann stark verdunkelt wäre.

Wir brauchen, was man im Englischen „to think outside the box“ nennt. Außerhalb des Gewohnten denken, über die Kiste hinaus, die wir so sehr als unsere unverrückbare Realität betrachten. Statt über der Welt zu verzweifeln und immer tiefer in Pessimismus zu versinken, getragen von der Hoffnungslosigkeit, dass man sowieso nichts ändern kann, sollten wir uns kühn eine bessere Welt erträumen. Denn Träume sind der Stoff, aus dem die künftige Wirklichkeit wird. Was wir brauchen, sind herrliche Utopien. Und zwar nicht von Menschen erdachte (bei denen wir sofort wieder vermuten, dass sie sowieso nie zu verwirklichen sind), sondern wirklich gelebte. Reale Utopien also. Was in sich ein Widerspruch ist, bedeutet das Wort Utopie doch „eine Idee, die so wirklichkeitsfern oder fantastisch ist, dass man sie nicht verwirklichen kann“.

Falsch. Alles kann verwirklicht werden von starken, liebenden, träumenden Menschen, die an das Gute und dessen Sieghaftigkeit glauben – und die auch tun wollen, Schritt für kleinen Schritt dem Traum ein Fundament der Wirklichkeit bauen. Wir machten uns auf die Suche nach paradiesischen Existenzen, die vielleicht unsere kühnsten Träume übersteigen, und wir wurden fündig. Wir gehen zurück in historisch vergessene Zeiten, als die Erde Hochkulturen kannte, von denen wir wirklich nur noch träumen können. Solche, die entweder durch spätere Kataklysmen im Dunkel der Zeit verschwanden, oder aber, weil sie keinerlei Spuren hinterlassen haben – sie waren so eins mit dem Kosmos und der Natur, dass sie nicht einmal einen Staat brauchten – und damit auch keine steinernen Zeugen von dessen Macht und Größe, die die Zeit hätten überdauern können.

Es gab das Paradies auf Erden

Blicken wir in die Zeit historischer Aufzeichnungen zurück, wissen wir von Hochkulturen im alten China, Japan, Indien, Zweistromland, Ägypten und Griechenland. Vom Rest der Welt nehmen wir an, er habe sich auf einer sehr niedrigen Entwicklungsstufe befunden – so in der Art „Barbaren, die mit Fellen bekleidet durch die Wälder streiften und sich notdürftig von der Jagd ernährten“. Schließlich gibt es keine steinernen Zeugen ihrer Existenz, also mussten sie als Individuen oder Stämme ein archaisches, primitives Leben geführt haben.

Möglicherweise ist dies ein fataler Trugschluss. Wie es aussieht, gab es noch vor einigen Tausend Jahren in den „barbarischen“ Gebieten von Großbritannien, Skandinavien über Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich bis hinunter zum Mittelmeer, zum Schwarzen Meer über Russland bis nach Indien und China eine Lebensweise, die der unsrigen in geistiger Hinsicht überlegen war und auch sonst nicht dem Bild entspricht, das die Geschichtsschreiber uns vermitteln.

Eine friedliche Zivilisation, die sich in vorchristlicher Zeit auch in Europa ausgebreitet hatte? Wo uns doch die Geschichte lehrt, dass die damaligen Bewohner Europas, die Kelten, Barbaren waren, wie es Spiegel Online formuliert: „Die langen Haare verfilzt, die Tierfelle am Körper schlecht gegerbt fallen keltische Krieger brüllend über den Feind her. Solche Bilder bringen viele Menschen mit den Kelten in Verbindung. Verwundern darf das nicht: Bis vor wenigen Jahren stammte fast das gesamte allgemeine Wissen über die frühen Kelten aus den Berichten griechischer und römischer Historienschreiber. […] Doch die Texte entsprechen wohl nicht der Wahrheit: Mittlerweile deuten immer mehr archäologische Funde darauf hin, dass die angeblichen Barbaren eine sehr komplexe Gesellschaftsstruktur besaßen, berichtet das Magazin Bild der Wissenschaft in seiner Augustausgabe.2 […] So pflegten die Kelten enge Beziehungen mit der Mittelmeerregion, wo sie handwerklich anspruchsvolle Goldarbeiten sowie ausgeklügelte Waffen anboten. Sie besaßen einen Kalender, prägten schon früher als alle anderen Völker nördlich der Alpen Münzen und produzierten hochwertige Textilien. Auch importierten sie Luxusgüter aus dem Süden, was ebenfalls eher für eine feine Lebensart spricht.“

Es gibt für diese Hochkulturen des fernen Altertums auch die Bezeichnung „wedisch“. Das Wort erinnert an die alten Weisheitsbücher Indiens, die Veden. Vor dreitausend Jahren lebten die wedischen Völker, deren Ursprünge viele Jahrzehntausende zurückreichen, lediglich noch auf dem Gebiet des heutigen europäischen Russlands, Weißrusslands und der Ukraine, weil sich die dunklen Energien des Kali Yuga, des Zeitalters der Gottferne, bereits über der Erde ausbreiteten. Und vor tausend bis tausendfünfhundert Jahren wurde den verbliebenen wedischen Völkern ihr Wissen und ihre naturnahe Lebensweise durch die Christianisierung ausgetrieben.

Woher wir diese Behauptungen nehmen? Sie stammen von einer russischen Einsiedlerin namens Anastasia, die in den Wäldern der sibirischen Taiga auf sehr spartanische, aber glückliche Weise lebt und über ungewöhnliche Kräfte verfügt. Sie selber, sagt sie, sei eine Nachfahrin dieses alten Volkes der Wedrussen, und es ist ihr ein Anliegen, dass der Mensch von heute wieder von der alten Lebensweise jener Völker erfährt, weil sie geprägt war von Naturnähe und unmittelbarem Zugang zum Göttlichen im Universum und im eigenen Inneren. 1994 begegnete Anastasia einem sibirischen Unternehmer, der Schiffe auf dem Fluss Ob besaß und Güter in die entlegenen Gebiete transportierte. Wladimir Megre, so der Name des gebürtigen Weißrussen, stolperte beinahe über Anastasia, die in der Verkleidung einer alten Frau am Flussufer auf ihn wartete. Er war derjenige, der ihr Wissen in die Welt hinaustragen sollte – obwohl er über keinerlei schriftstellerisches Talent, Ambitionen oder Erfahrung verfügte. Inzwischen sind in zwanzig verschiedenen Sprachen zehn Anastasia-Bücher erschienen mit einer Auflage von insgesamt elf Millionen. Zahllose Menschen haben sich inspirieren lassen und sind dabei, die einfache, naturverbunden-spirituelle Lebensweise zu leben, die aus ihren Büchern spricht. Dabei will Anastasia in keiner Form eine Guru-Rolle einnehmen, weshalb sie sich auch weiterhin in den Weiten der Taiga verborgen hält und weder für Vorträge noch sonstige direkte Kontakte zur Verfügung steht. Wie wir noch sehen werden, ist ihr Einfluss in Russland groß; namhafte Wissenschaftler erforschen ihre Erkenntnisse, und ihre Botschaft hat bereits konkrete gesellschaftliche und politische Auswirkungen im flächenmäßig größten Staat der Welt ausgelöst.

Anastasia zufolge glich die wedische Ära auf Erden dem, was wir Paradies nennen würden. Sie selbst beschreibt es so: „Im wedischen Zeitalter ist Gott der Wegweiser des Menschen. Alle Gefühle Gottes sind im Menschen vorhanden, und über sie ist der Mensch in der Lage, jeden Rat Gottes zu erkennen. Wenn der Mensch plötzlich einen Fehler macht, kann Gott diesen korrigieren, ohne dabei die Harmonie zu stören oder die Freiheit des Menschen einzuengen, er weist nur darauf hin. […] Allen Menschen war klar: Alles sie Umgebende, Sichtbare und Unsichtbare wurde von ihrem Vater, Gott, erschaffen. Der Vater ist überall! Das, was ringsum wächst und lebt, sind Seine lebenden Gedanken und Sein Programm, und über die eigenen Gedanken ist es möglich, mit den Gedanken des Vaters zu verkehren; sein Programm kann vervollkommnet werden, wenn man es vorher nur detailliert versteht.

Der Mensch verneigte sich nicht vor Gott. Die Vielzahl an Religionen, die danach entstanden, existierte im wedischen Zeitalter nicht. Es gab eine Kultur des Lebens. Die Lebensweise der Menschen war göttlich. Es gab keine körperlichen Krankheiten. Der Mensch dachte nicht an Nahrung und Kleidung. Seine Gedanken waren mit anderem beschäftigt. Die Gedanken waren begeistert von Entdeckungen, und über der menschlichen Gesellschaft gab es keine Herrscher und es existierten keine Grenzen, die die heutigen Staaten festlegten. Die menschliche Gesellschaft auf der Erde bestand aus glücklichen Familien. Familien lebten auf verschiedenen Kontinenten. Sie alle vereinte das Streben nach der Schaffung eines herrlichen Raumes. Viele Entdeckungen gab es und jede Familie, die das Herrliche entdeckte, fühlte in sich die Notwendigkeit, es mit anderen zu teilen. Die Energie der Liebe formte die Familien und jeder wusste: Eine neue Familie schafft eine weitere herrliche Oase auf dem heimatlichen Planeten.

Die Menschen im wedischen Zeitalter hatten viele Bräuche, Feiertage und Karnevale. Jeder davon hatte eine große Bedeutung, war geprägt von Sinnlichkeit und dem Bewusstsein des reellen göttlichen Daseins auf der Erde. Jeder der Bräuche war eine große Schule und eine große Prüfung für den Menschen, der daran beteiligt war. Eine Prüfung vor den Menschen, vor sich selbst und auch vor Gott.“ Dann erzählt Anastasia Wladimir Megre, wie in jener fernen gottnahen Zeit junge Menschen zueinander fanden und schließlich heirateten. Ihr Zusammenkommen war von sehr zeremonieller, ja fast schon heiliger Natur.

Quellenangaben

  • 1 siehe Seite 23
  • 2 des Jahres 2006