Die Nahrung von Morgen: Fake Food aus Roboterhand?

Auch in der Landwirtschaft wird die Spaltung zwischen Mensch und Natur immer stärker vorangetrieben. Das Ziel: Wir alle sollen genmanipulierte, hochtechnologisch produzierte Nahrung essen, die uns anfälliger für Krankheiten macht und unsere Lebenszeit verkürzt. Die Multis um Bill Gates & Co. sind schon viel weiter, als wir Konsumenten ahnen. Kaufen wir also Natur und Bio, mehr denn je!

Der Mensch ist in der Landwirtschaft der Zukunft nicht mehr vorgesehen.

Der Mensch ist in der Landwirtschaft der Zukunft nicht mehr vorgesehen.

Mögen Sie Madenfleisch? Gut möglich, dass es bald keine Rolle mehr spielt, ob Sie es mögen oder nicht, weil Sie einfach keine andere Wahl mehr haben werden. Im Verlauf des letzten Jahres sind uns freie Entscheidungen über unseren Körper und unser Leben so schnell aus den Händen genommen worden, dass wir kaum „Corona“ sagen konnten. Weil uns diese Sache noch immer den Atem raubt, hat kaum jemand mitbekommen, dass der Umbau, der so schnell im Gesundheitssystem stattgefunden hat, still und leise auch im Bereich der Nahrung und Landwirtschaft vor sich geht. Dabei begegnen wir einmal mehr einem altbekannten Gesicht: Bill Gates. Vor rund zehn Jahren rief Gates vor den Vereinten Nationen das „Jahrzehnt der Impfungen“ aus. Das hat prima geklappt, derzeit wird geimpft wie nie, und wenn es nach Gates geht, wird erst dann ein Schlussstrich gezogen, wenn alle Erdenbürger geimpft sind. Immer wieder, versteht sich. Kürzlich haben Wissenschaftler der Universität Oxford verlauten lassen, Menschen müssten sich in Zukunft wohl jedes Mal impfen lassen, wenn sie ihr Heimatland verlassen möchten … Doch halten wir uns hier damit nicht länger auf, Gates ist uns nämlich schon ein paar Schritte voraus.

Im Januar 2020 gründete die Gates Foundation die Bill and Melinda Gates Agricultural Innovations LLC, besser bekannt als Gates Ag One. „In der Landwirtschaft ist die Zeit dein größter Feind“, erklärte Roger Voorhies, Präsident der Abteilung Global Growth & Opportunity der Gates Foundation. Es dauere Jahre, bis Entwicklungen aus den Laboratorien endlich das Feld erreichten, alles viel zu langsam in den Augen von Gates, der glaubt, die Lösungen zu kennen, also, so Voorhies, „haben wir beschlossen, dass die Gründung einer neuen Einheit, die an die Werte der Stiftung gebunden ist, aber eine gewisse Freiheit im Geschäftsmodell hat, der richtige Weg sein könnte, um es anzugehen.“ Die Eile hat System: Sie erinnern sich an 2019, das Jahr der Klimajugend, und all die Warnungen, uns blieben nur noch zehn Jahre Zeit bis zum Kollaps? Sie erinnern sich an 2020 und wie schnell der Lockdown und dann die Impfungen da waren? „Seine Strategie ist es, alle so sehr in Bewegung zu halten, dass sie den Betrug nicht sehen können“, sagt Christian Westbrook, Agrarforscher und Gründer des Online-Podcasts Ice Age Farmer. Doch lassen wir uns nicht hetzen. Drehen wir das Rad der Zeit einen Moment lang zurück, bevor wir uns den Zielen von Gates Ag One zuwenden.

Vom Gas zum Gift

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die IG Farben und Co. einen neuen Verwendungszweck finden für ihre Chemikalien, mit denen in den Weltkriegen Menschen getötet worden waren. Einen willkommenen Absatzmarkt fand man in der Landwirtschaft, die Stunde der Agrochemikalien war gekommen. Mit der „Molekularbiologie“, in welche die Rockefeller Foundation zwischen 1932 und 1959 ein Viertel ihrer Gesamtausgaben investiert hatte und die ihre geistigen Wurzeln in der Eugenik hat (also der Rassenlehre der Nationalsozialisten), hatte auch bereits die Gentechnik ihren Anfang genommen. In den 60er-Jahren zwang die Rockefeller Foundation zusammen mit der Ford Foundation, der Weltbank und der US-Regierung der sogenannten Dritten Welt ihre „Grüne Revolution“ auf. Grün war an dieser allerdings nichts. Es war eine Welle der industriellen Landwirtschaft mit Monokulturen und Pestiziden, die so über Länder wie Mexiko oder Indien hereinbrach. In den 90er-Jahren folgten genmanipulierte Pflanzen wie Bt-Baumwolle oder BT-Mais und Roundup-Ready-Saaten1 und in ihrem Schlepptau das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat2 , das wir heute alle im Körper tragen.

Ungefähr seit 1994 mischt Bill Gates im Geschäft mit und ist unterdessen zur wichtigsten Stimme im Bereich der globalen landwirtschaftlichen Produktion geworden. Gates, der lange der stärkste Shareholder von Monsanto war und der der größte „Großgrundbesitzer“ Amerikas ist – ihm gehört mehr Land als irgendjemandem sonst, rund 98'000 Hektar Ackerland sowie rund 11'000 Hektar übriges Land –, ist nicht nur die stärkste treibende Kraft in Sachen Gentechnologie, sondern er investiert auch massiv in Saatpatente, synthetische Lebensmittel oder künstliche Intelligenz wie beispielsweise Landwirtschaftsroboter. Außerdem macht er Geschäfte mit Foodgiganten wie Coca-Cola, Unilever, Philip Morris (doch, doch, dem Tabakriesen gehören zum Beispiel Kraft und General Foods), Kellogg’s, Procter & Gamble und Amazon (ja, auch das, Amazon-Chef Jeff Bezos hat sich Whole Foods gekauft) und arbeitet eng mit Agrochemie-Giganten wie Bayer/Monsanto zusammen.

Leere Versprechen und Lobbying

2006 lancierten die Gates Foundation und die Rockefeller Foundation zusammen die Allianz für eine Grüne Revolution (Alliance for a Green Revolution, AGRA) in Afrika. Damals war Südafrika das einzige afrikanische Land, wo genetisch manipuliertes Saatgut zugelassen war. Ansonsten lag die landwirtschaftliche Produktion in den Händen einer Vielzahl weitgehend unabhängiger und lokal produzierender Bauern. AGRA versprach, bis 2020 die Ernteproduktivität zu verdoppeln, die Ernährungsunsicherheit zu halbieren und das Einkommen für dreißig Millionen Kleinbauern zu erhöhen. Von diesen hochtrabenden Zielen war letztes Jahr auf der Webseite von AGRA plötzlich nichts mehr zu lesen. Denn wie eine Studie3 vom letzten Juli zeigt, waren dies alles leere Versprechen. In den vierzehn Jahren, seit AGRA auf dem afrikanischen Kontinent tätig ist – oder vielmehr sein Unwesen treibt –, hat sich die Situation für die Menschen massiv verschlechtert. In den achtzehn von Gates anvisierten Ländern ist der Anteil an Menschen, die extremen Hunger leiden, um dreißig Prozent gestiegen und beträgt nun 131 Millionen! Profitiert haben einzig die Agrochemie-Freunde von Gates, denen es dank AGRA gelungen ist, den zuvor weitgehend von westlichen Einflüssen abgeschotteten Agrarmarkt Afrikas zu übernehmen.

Patente auf Saatgut: Biopiraterie ist die Piraterie der Gegenwart.

Patente auf Saatgut: Biopiraterie ist die Piraterie der Gegenwart.

Während die Ernteerträge im ersten Jahr nach Einführung von importiertem Saatgut, Pestiziden und Düngemitteln zwar kurz anstiegen – was gemäß Timothy Wise von der Tufts University nur wegen hoher Subventionen der Fall war –, konnten in Ländern wie Sambia und Tansania die Bauern schon nach der ersten Ernte die Kredite für Saatgut und Dünger nicht mehr zurückzahlen. Dank AGRA hat die Verwendung von genmanipuliertem Saatgut, vorwiegend Mais und Soja, in gut einem Dutzend afrikanischer Länder Einzug gehalten und traditionelle Sorten wie Hirse oder Yams sowie ökologische Anbaumethoden verdrängt. Im Gegenzug kämpfen diese Länder mit den bekannten „Nebenwirkungen“ wie Übersäuerung und Erosion der Böden, Wasserknappheit, vergiftetem Trinkwasser usw. Einigen Ländern ist es aber gelungen, der Armut und dem Hunger entgegenzuwirken, Äthiopien und Mali etwa. Grund dafür ist, dass diese Länder sich aktiv gegen AGRA stellten und stattdessen auf ökologische landwirtschaftliche Methoden setzten.

Ein von Global Justice Now im Juni 2016 publizierter Bericht4 zeigt, mit welchen Methoden die Gates Foundation die Durchsetzung ihrer Interessen vorantreibt. Nicht nur finanziert Gates Medienhäuser (die sich dann natürlich hüten werden, kritisch über ihn zu berichten), fördert Ausbildungsprogramme für Journalisten und steuert mit allerlei pseudo-öffentlichen Organisationen den politischen Diskurs, sein Arm reicht auch in die Bildungsinstitutionen und Universitäten. Ein solches Beispiel ist die von ihm 2014 initiierte Cornell Alliance for Science (CAS), die erst im Herbst 2020 weitere zehn Millionen Dollar von der Gates Foundation erhalten hat, um damit „Verschwörungstheorien und Desinformationskampagnen entgegenzuwirken, die den Fortschritt in den Bereichen Klimawandel, synthetische Biologie und landwirtschaftliche Innovationen behindern“ 5 . Unter dem Deckmantel der Bildung und wissenschaftlichen Forschung betreibt CAS de facto Lobbying für industrielle Landwirtschaft und Gentechnik-Saaten. Die meist aus afrikanischen Ländern stammenden Absolventen der Lehrgänge sollen diese „Innovationen“ in ihre Heimatländer tragen und aktiv gegen traditionelle Anbaumethoden antreten, die als Ursache für die Armut dargestellt werden. CAS sollte aufgrund seines unehrlichen und verlogenen Verhaltens und wegen der Verbreitung von Fehlinformationen an die Kandare genommen werden, forderte daher etwa das African Centre for Biodiversity, welches seit Jahren die Auswirkungen der Grünen Revolution in Afrika dokumentiert, die da etwa sind „abnehmende Bodengesundheit, Verlust der landwirtschaftlichen Artenvielfalt, Verlust der Souveränität der Bauern und die Einbindung der afrikanischen Bauern in ein System, das nicht zu ihrem Nutzen, sondern für die Profite der meist nördlichen multinationalen Konzerne konzipiert ist“.

Der Griff nach dem Erbe der Menschheit

Der Philanthropismus von Bill Gates ist in Wahrheit ein Philanthrokapitalismus, schreibt Vandana Shiva, indische Umweltaktivistin mit einem Doktortitel in Quantenphysik und Gründerin von Navdanya International, in ihrem Buch „Oneness vs the 1%“. Es hat wenig zu tun mit Barmherzigkeit, sondern vielmehr mit Profit, Kontrolle und damit, Dinge an sich zu reißen. Gates investiert vornehmlich und gewinnträchtig in eben jene Unternehmen, die hauptsächlich für die Probleme, die Gates angeblich bekämpfen will, verantwortlich sind. Shiva: „Es handelt sich in Wahrheit um ein ökonomisches Investitionsmodell und ein politisches Modell der Kontrolle, wobei Diversität, Demokratie und Alternativen zum Schweigen gebracht und ausradiert werden. Durch Dominanz via Unterstützung werden neue Märkte und Monopole herausgearbeitet.“